Tagebuch

Jüdische Allgemeine 22. Dezember 2005

„Sie war beispielgebend“
Zum Tod der Zeitzeugin Ilse Rewald sel. A.
ddk

[...] Am Dienstag wurde sie auf dem Friedhof Scholzplatz beigesetzt. Die Trauerrede hielt Rabbiner Andreas Nachama, der sie vor vielen Jahren kennengelernt hatte. Damals hatte sie begonnen, in Schulklassen von ihrer Zeit in Nazi-Deutschland zu berichten. „Sie wollte über die Trauer hinaus wirken. Aufklärung statt Ressentiments war ihr Motto.“ Sie sei eine der ersten gewesen, die sich für diese Aufgabe zur Verfügung gestellt hatte, so Andreas Nachama. „Auch dadurch war sie beispielgebend.“ [...]

2003 war ihre Lebensgeschichte Teil der im Centrum Judaicum gezeigten Ausstellung Jüdische Berliner – Leben nach der Schoa. Vorgestellt wurden dabei die Lebensläufe von 14 Jüdinnen und Juden, für die Berlin nach der Befreiung von nationalsozialistischer Terrorherrschaft wieder Heimatstadt geworden war. Andreas Nachama und Ulrich Eckhardt hatten die Interviews mit den Zeitzeugen geführt. „Für Ilse Rewald war es eine bewußte Entscheidung gewesen, hierzubleiben“, so Nachama. „Sie war der Auffassung, daß, wenn sie weggegangen wäre, sie Hitler einen nachträglichen Sieg beschert hätte.“


Dezember 2005

Magazin für die ehemaligen der Freien Universität Berlin
Andreas Nachama - Exponierter Vertreter jüdischen Geisteslebens in Berlin

Anke Ziemer

Die Debatte über Berlins NS-Gedenkstätten ist in vollem Gange und Andreas Nachama mittendrin. Als Geschäftsführender Direktor der Stiftung Topographie des Terrors kann er der geplanten Bundesstiftung für NS-Erinnerungsorte, in der die Topographie des Terrors, das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, die Gedenkstätte Deutscher Widerstand und das Haus der Wannsee-Konferenz zusammengefasst werden sollen, nur wenig abgewinnen. „Ich verstehe zwar, dass der Bund sie aus Kostengründen zusammenführen möchte“, sagt Andreas Nachama. „Aber ich zweifle, ob eine zentrale Stiftung die verschiedenen Aspekte der Nazi-Herrschaft weiterhin berücksichtigen wird.“ Seine Warnung: Wenn die Einrichtungen in einer Großstiftung inhaltlich nicht unabhängig arbeiten dürfen, droht die Gefahr, ein „Reichsgedenkstättenhauptamt“ zu etablieren, in dem nur e i n Geschichtsbild geprägt wird – von oben diktiert und ohne Verankerung in der Zivilgesellschaft. Denn das gigantische Holocaust-Mahnmal würde den Blick auf den Judenmord verengen und damit die Täter und weitere Opfergruppen in den Hintergrund drängen. mehr


14. Dezember 2005


Jahresrückblick

Für Februar 2005
OBERSALZBERG
Zwischen Glamour und Grauen

Das Projekt war lange politisch umstritten, nun ist es vollendet: Auf dem bayerischen Obersalzberg, Hitlers ehemaliger Alpenresidenz, wird ein Luxushotel eröffnet.
[...] "Weil der Hitler da hingepinkelt hat, sollte man die Natur nicht mehr genießen dürfen?", fragte mokant-rhetorisch ein Obersalzberg-Kenner. Der Stuttgarter Zeithistoriker Eberhard Jäckel findet es legitim, ein Gästehaus auf das historisch kontaminierte Areal zu setzen. "Man kann diesen Berg, obwohl er von der Geschichte belastet ist, nicht in den Mülleimer werfen." Auch der Berliner Rabbiner Andreas Nachama sieht keinen Grund, das Gelände zu ächten, "nur weil die Herren der tausend Jahre zwölf Jahre, vier Monate und acht Tage hier gehaust haben". [...]


10. November 2005

 

Schmerzlicher Verlust
Christine Schmitt

[...] Manfred Alpern war immer da. Wenn jemand gebraucht wurde – er war sofort zur Stelle. Ein engagierter, sehr intelligenter Mann sei er gewesen, sagt Rabbiner Andreas Nachama. Er war die „Seele der Synagoge Pestalozzistraße“. In den 50er Jahren Jahren kam Manfred Alpern in seine Geburtsstadt zurück und zog in das Vorderhaus der Synagoge an der Pestalozzistraße ein. Bis dahin hatte er sich mit Schauspielerei und Arbeit in der Gastronomie über Wasser gehalten. Dann arbeitete Alpern als Synagogendiener und auf dem jüdischen Friedhof am Scholzplatz. Nach der Wende wurde er auch noch Friedhofinspektor in Weißensee. Bis zu seinem Tod gehörte er dem Synagogenvorstand an. „Er konnte wunderbar Geschichten und Witze erzählen“, sagt Andreas Nachama. [...]


7. Nov. 2005

Gedenken mal anders: Den Mauertoten ein Gesicht geben
Gedenkstätte lädt Schüler ein, Biographien der Opfer zu erforschen
Thomas Rogalla

[...] Viele Schicksale der Mauertoten sind noch ungeklärt. Die Zentrale Gedenkstätte und die Versöhnungsgemeinde in der Bernauer Straße wollen nun auf neue Weise der Maueropfer gedenken, sie aus der Anonymität holen und ihnen auch außerhalb offizieller Gedenktage Namen und Gesicht geben. [...] "Wir rufen alle Interessierten dazu auf, sich für dieses Projekt zu engagieren und mitzuhelfen, dass die Toten der Mauer nicht vergessen werden", sagt Manfred Fischer, Pfarrer der Versöhnungsgemeinde. Auf ihn geht die Idee zurück, angeregt auch von Andreas Nachama, Direktor der Topographie des Terrors. Fischer und die Projektleiterin der Mauer-Gedenkstätte, [...]


4. November 2005

Jüdische Gemeinde Berlin:
Auf die Wahl folgt wieder Streit

Mit einem unüblichen Prozedere und in Rekordzeit hat der Vorstand der Jüdischen Gemeinde seinen neuen Vorsitzenden bestimmt. Ein Ende der Konflikte ist mit der Wahl von Gideon Joffe nicht in Sicht
Von Philipp Gessler
[...] Zudem werden üblicherweise die Mitglieder des Gemeindeparlaments, der Repräsentantenversammlung (RV), zuvor gehört - und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt wie gestern, als ein knappes Fax der Geschäftsführung alle Repräsentanten informierte, dass Joffe "mit sofortiger Wirkung mehrheitlich zum Vorstandsvorsitzenden gewählt wurde". Der Gemeindechef ist offiziell der Vorsitzende des Vorstands. Das frühere Gemeindeoberhaupt Andreas Nachama zeigte sich ob dieses mehr als überhasteten Vorgehens der Vorstandsmitglieder irritiert. Der Geschäftsführer der "Topographie des Terrors" sagte aber, dass dies juristisch wohl nicht zu beanstanden sei: "Ich fürchte, sie können es so machen." [...]

 


November 2005

Man muss Sterne sehen können
Rosa Lewin

An diesem Sonntagnachmittag zwischen unseren Feiertagen haben wir eine Menge gelernt. Und mit Vergnügen gelernt. Denn Rabbiner Dr. Andreas Nachama hielt keinen trockenen Vortrag, er plauderte mit uns, nicht gerade aus dem Nähkästchen, aber doch sehr persönlich. Wir erfuhren, ein wie vielseitiges Thema Sukkot ist. Ursprünglich ein rein bäuerliches Fest, zu einer Zeit begangen, wo die Frucht vom Felde gebracht wurde, wandelte es als Wallfahrtsfest seine Bedeutung hin zu historischem Gedenken: »Sieben Tage sollt ihr in Laubhütten wohnen«, heißt es im Dritten Buch Mose, »...dass eure Nachkommen wissen, wie ich die Kinder Israel in Hütten habe wohnen lassen, als ich sie aus Ägypten führte.« Die Sukkot, die Laubhütten, sollen also an den Aufenthalt in der Wüste auf der vierzigjährigen Wanderung in das verheißene Land erinnern.

Das hat, so Andreas Nachama, gewisse Konsequenzen für die »Architektur« der Laubhütten. Schmunzelnd erinnerte er an manche »Fehlkonstruktionen «, denen er im Verlaufe seines Lebens begegnete. mehr


1. November 2005

Durchsuchung in der Jüdischen Gemeinde
Anzeige wegen Untreue / Neuer Chef gesucht

[...] Der Zustand der Berliner Gemeinde bereitet Spiegel, der selbst nur appellieren kann, "große Sorgen". Der Zentralratspräsident fragt sich auch, "wie es weitergehen soll". [...] Nachama, heute Direktor der Topographie des Terrors, sagte: "Es ist alles sehr traurig - mir fällt zu den ganzen Vorgängen nichts mehr ein." [...]

 

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