19.09.2017 Sie hat die Synagoge des Jüdischen Altersheims in der Herbartstraße musikalisch viele Jahrzehnte lang geprägt und galt als ihr musikalisches Gesicht. […] »Zu ihrer positiven Lebenseinstellung gehörte auch das Motto ›Geht nicht, gibt es nicht‹«, sagt Rabbiner Andreas Nachama über Monika Almekias-Siegl. Sie habe die Begabung besessen, aus Problemen Chancen zu machen.
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30.08.2017 Zwangsarbeiter, die Flugzeuge bauten, das KZ Columbia: Topographie des Terrors plant eine neue Ausstellung über die düstere Geschichte des Flughafens Tempelhof. taz: Herr Nachama, die Topographie des Terrors plant für 2018 das Ausstellungsprojekt „Geschichte des ehemaligen Flughafens Tempelhof“. Ihre Stiftung ist eine Dokumentationsstätte des Terrors in der Zeit des Nationalsozialismus. Was hat sie denn mit Tempelhof zu tun? Andreas Nachama: Wer nach Tempelhof kommt und vor dem Gebäude steht, sagt erst mal „wow“, aber kaum einer weiß, was hier genau geschehen ist. Es gibt grausame, tragische, aber auch spannende Geschichten, die das Tempelhofer Feld erzählt. Nur die wenigsten kennen die sehr unterschiedlichen Nutzungen des Areals in der NS-Zeit zwischen 1933 und 1945. Erzählen Sie mal, was zu dieser Zeit dort geschah. Zwischen 1934 und 1936 befand sich hier das KZ Columbia mit einer durchschnittlichen Belegung von 400 Häftlingen, das heißt zwei bis drei Häftlinge pro Einzelzelle. Zudem mussten mehrere tausend Zwangsarbeiter hier während des Zweiten Weltkriegs Flugzeuge für die Lufthansa AG und die Weser-Flugzeugbau GmbH bauen. Diese Leute wurden in Baracken untergebracht. Lauter solche Dinge wollen wir erzählen. Kaum einer weiß, dass es im Flughafengebäude ein Filmlager mit Nitrofilmmaterial gab, das am Ende des „Dritten Reichs“ in Brand geraten ist. Die Brandspuren kann man heute noch sehen und riechen. Wie kam es dazu, dass die Topographie auf dem Tempelhofer Feld ausstellen soll? Die Stiftung Topographie des Terrors hat auch die Aufgabe, den Berliner Senat zu beraten, wenn Orte mit NS-Bezug in der Stadt zu markieren sind. Bei dem Projekt Tempelhof haben wir einen Runden Tisch koordiniert. Folglich kam der Berliner Senat im März dieses Jahres auf uns zu. So werden wir im Rahmen des anstehenden Kulturerbejahres, das die Europäische Kommission initiiert hat, eine publikumswirksame Präsentation zum Thema Flughafen Tempelhof erstellen. Wird allein die Geschichte der NS-Zeit ausgestellt? Ich würde sagen, 50 Prozent des Ausstellungsumfangs wird die NS-Zeit dokumentieren. Aber es soll auch ein lebendiges Bild der Nachkriegszeit erzählt werden, das bis zu den gegenwärtigen Entwicklungen nach der Schließung 2008 reicht. Was wird hier thematisiert? Also ganz so klar ist das alles noch nicht, denn das Projekt kann erst beginnen, wenn die Mitarbeiter an die Arbeit gehen. Aber es geht beispielsweise um die entführten polnischen LOT - Flugzeuge. Dreizehnmal – zwischen 1963 und 1983 – landeten Maschinen der Fluggesellschaft in Tempelhof, weil die Menschen auf diese Weise aus dem sozialistischen Polen flüchteten. Man wird hoffentlich viele spannende Details erfahren. Es gibt doch bereits Führungen über das Gelände zur Tempelhofer Geschichte. Zudem finden weitere Planungen statt. Der Senat unterstützt etwa die Eröffnung einer Ausstellungs-Terrasse. Weshalb braucht es da noch eine weitere? Das ist ja alles touristisch und so etwas wie die Hungerharke (das Luftbrückendenkmal, Anm. d. Red.), die da steht, sagt nichts darüber aus, was da eigentlich ablief. Unsere Dokumentation soll etwas Nachhaltiges schaffen, einen Teil der Berliner Stadtgeschichte präsentieren. Auch wenn die Stiftung Topographie hier keine permanente Außenstelle errichtet. Tut sie nicht? Nein. Das Vorhaben wird hauptsächlich von der Europäischen Union finanziert, die das Kulturerbejahr 2018 fördert. Im September nächsten Jahres soll die Ausstellung eröffnet werden und bis Ende 2018 wird das Vorhaben gefördert. Heißt: Innerhalb des ersten Halbjahres 2019 wird unsere Arbeit dort weitestgehend zu Ende sein. Und damit auch die Erinnerungsstätte geschlossen? Nein, die Sache ist auf Nachhaltigkeit angelegt. Wir hoffen auf ein Shake hands mit anderen Organisationen, die dieses Projekt dann fortführen. Denn der gesetzliche Auftrag der Stiftung ist es nicht, dauerhaft an Orten außerhalb des Geländes der Topographie auszustellen. Das Tempelhofer Feld misst über 300 Hektar. Wo soll denn da ausgestellt werden? An einem möglichst zentralen Ort, vielleicht im Eingangsbereich des Flughafengebäudes oder auf dem, von den Nazis „Ehrenhof“ genannten, Vorplatz. Das ist aber noch nicht entschieden. Und wie wollen Sie die Geschichte des ehemaligen Flughafens erzählen? Die Dokumentation wird sicher nicht museal aufgebaut sein. Wir planen eine Vortragsreise mit Zeitzeugen der Nachkriegszeit, beispielsweise damals hier stationierten Amerikanern, möglicherweise dem ein oder anderen Sowjetsoldaten, der in der Alliierten Luftsicherheitszentrale Dienst getan hat. Dazu sollen Fotos in Text-Bild-Tafeln gestaltet werden. Sie haben Stellen für drei wissenschaftliche Mitarbeiter ausgeschrieben. Die Planung wird dann Ihre Aufgabe? Zum Teil. Der eine soll sich auf die Zeit bis zum 8. Mai 1945 fokussieren, der andere befasst sich mit der Zeit danach; also von der Wiederaufnahme des Flugverkehrs nach dem Krieg bis hin zur Gegenwart. Ein weiterer Mitarbeiter soll sich mit dem pädagogischen Aspekt befassen, etwa wie Geflüchtete oder junge Leute an dieses Thema herangeführt werden. Was muss denn bis zum Ausstellungsbeginn im September 2018 noch erforscht werden? Zum Forschen im Sinne von Archivforschungen werden wir keine Kapazitäten haben. Dabei klingt Herbst 2018 noch so fern. Alleine die technische Herstellung einer Ausstellung dauert ein halbes Jahr. Das, was der Stand der Forschung hergibt, wird innerhalb von sechs Monaten zusammengetragen und in eine verständliche Form gebracht. Wenn's gut geht, haben wir in einem Jahr eine Ausstellung mit überzeugenden und überraschenden Inhalten.
24.08.2017 Der Historiker Eberhard Jäckel ist am 15. August 88-jährig in Stuttgart verstorben. Letztmalig habe ich ihn am 17. Mai in der Kuratoriumssitzung der Stiftung Denkmal für die Ermordeten Juden Europas gesehen, an der er trotz seines hohen Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit regen Anteil nahm. Beim Shakehand erkundigte er sich, wie bei jedem Zusammentreffen in den letzten Jahrzehnten, nach einer bei ihm promovierten Historikerin, die Kuratorin bei der Stiftung Topographie des Terrors ist, und freute sich immer, wenn er über neuere von ihr kuratierte Ausstellungen hörte. 24.08.2017 Das Staatsoberhaupt Deutschlands sollte nicht in einem Haus wohnen, dessen Eigentumsverhältnisse im Dritten Reich zumindest zweifelhaft sind. „Bevor ich die Wohnung in der Dienstvilla nutze, werde ich sicherstellen, dass eine Verständigung über ein angemessenes Gedenken hergestellt ist“, sagte denn auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dem Magazin „Der Spiegel“.
Mon, Aug 21, 2017 Now, almost 85 years later, the tragic story of pearl factory owner Hugo Heymann has become a state tragedy. Because his former home, a pretty white plastered villa under a red-tiled roof, is now the residence of Germany's federal president. [...] After a three-year debate, and growing public pressure, president Frank-Walter Steinmeier has said he would “make sure that agreement is reached over appropriate commemoration”.
16.08.2017
17.08.2017 Das Bundespräsidialamt sperrt sich dagegen, den jüdischen Vorbesitzer des Dienstsitzes zu würdigen
30.06.2017 Nachruf: Grande Dame der Gemeinde - Inge Marcus starb im Alter von 95 Jahren Inge Marcus war zweifellos eine Grande Dame – herzlich, großzügig, offen. Am Freitag ist die Gemeindeälteste und frühere Repräsentantin der Jüdischen Gemeinde zu Berlin im Alter von 95 Jahren gestorben. Rabbiner Andreas Nachama, dessen verstorbene Eltern Estrongo und Lilli Nachama mit Inge Marcus befreundet waren, beklagt »einen großen Verlust für die Jüdische Gemeinde zu Berlin«. Inge Marcus hätte laut Nachama eine gute Juristin abgegeben, denn sie hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. »Wenn etwas unfair zuging, dann legte sie ihr Veto ein«, erinnert sich der frühere Gemeindevorsitzende. Das habe er in seiner Amtszeit immer wieder erlebt. […]
14.06.2017 Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) und die Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate luden gemeinsam zum Iftar (Fastenbrechen) am 13.06.2017 nach Berlin ein. Bildmitte: Bundesaußenminister Sigmar Gabriel, Ayman Mazyek und Botschafter Ali Al Ahmed Prof. Andreas Nachama, Publizist, Rabbiner, Historiker und Geschäftsführer der Stiftung Topographie des Terrors, sagte in seinem Grußwort: „Shalom heißt bei uns Frieden.“ Er als bekennender Jude erinnerte an „die schwierige deutsche Geschichte.“ Am Ende müsse man zu der Einsicht und Forderung kommen: „Wir alle hoffen und wollen, dass es Friede werde.“ / Moabit 22.06.2017 Auf dem ehemaligen Güterbahnhof wurde der Gedenkort für deportierten Juden eingeweiht. […] Andreas Nachama, Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, bezeichnete den neuen Gedenkort als „eindrucksvolle Installation“. Beim kleinen Festakt ließ Kulturstadträtin Sabine Weißler (Bündnisgrüne) noch einmal den beschwerlichen Weg hin zum Mahnmal seit den frühen 90er-Jahren Revue passieren. Erst hätten „verschiedene Sparwellen das Kulturamt weggerafft“ und ein Vorankommen des Gedenkprojekts unmöglich gemacht, danach habe ein Gordischer Knoten durchschlagen werden müssen. Weißler: „Wir brauchten Mittel für die Realisierung, die der Bezirk nicht hatte und die wir hofften von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie zu bekommen. Die Klassenlotterie stellt aber keine Blankoschecks aus. Deswegen mussten wir eine Planung vorlegen, für die wir aber auch kein Geld hatten.“ Die Planung habe schließlich die Senatsverwaltung finanziert. „Damit konnten wir bei der Deutschen Klassenlotterie einen Antrag stellen, der auch genehmigt wurde. Danach war es möglich, den Wettbewerb auszuschreiben.“ Weißler mahnte, ein wachsames Auge auf den Gedenkort zu haben, „dass er würdig bleibt, nicht beschädigt wird und wir ihn weiterhin zum Sprechen bringen“. KEN
/ 08.06.2017 House Of One - Pläne für den Petriplatz Rabbiner Andreas Nachama sieht zufrieden aus. Er steht vor einem Pavillon auf dem Petriplatz in Berlin-Mitte, wo irgendwann in naher Zukunft die Synagoge des »House of One« gebaut werden soll. Heute ist auf der 2000 Quadratmeter großen Fläche provisorisch eine Tischlerei eingerichtet, in der Schüler Möbel zimmern. Am Eingang liegen Postkarten aus. »Was haben ein Rabbi, ein Imam und ein Pfarrer gemeinsam? ›House of One‹, drei Religionen unter einem Dach«, steht darauf.
"meet2respect" / 25.05.2017 Im Rahmen des Evangelischen Kirchetages setzten sich Rabbiner, Imame und Pfarrer*innen gemeinsam auf Fahrräder für eine Rundfahrt zu Kirchen, Synagogen und Moscheen.
/ 08.03.2017 Zwischen Schweigen und Erinnerung […] Drei prominente Berliner Vertreter der Zweiten Generation waren an diesem Abend in das Dokumentationszentrum gekommen, um über ihre Erfahrungen zu berichten: Ilja Richter, Sharon Brauner und Andreas Nachama. »Schon als Jugendlicher war mir klar, dass meine Familie irgendwie anders ist, als die von Altersgenossen. Über die Vergangenheit wurde Zuhause aber kaum geredet. Es gab nur Informationsfetzen, anhand derer ich mir meinen Teil zusammen reimen konnte«, sagte Nachama.
Jüdische Gemeinschaftsfeier im Frankfurter Römer am Vorabend der Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit in der Paulskirche / 04.03.2017
»Wir sind hierhergekommen, um gemeinsam mit dir und denen, die auf protestantischer und katholischer Seite diese Gemeinschaftsfeier zu einem Ort des Lernens und Begegnens gemacht haben, eine weitere Seite im christlich-jüdischen Dialog aufzuschlagen. Da hast du und alle mit dir die Messlatte hoch gesetzt: Hoffen wir, beten wir, dass wir dem gerecht werden können.
/ 02.03.2017 Voneinander lernen - Die »Woche der Brüderlichkeit« ist ein Beispiel für Verständigung in anfangs aussichtsloser Lage Am Sonntag wird 500 Jahre nach der Reformation Martin Luthers in der Frankfurter Paulskirche die »Woche der Brüderlichkeit« eröffnet. Am Tag darauf treffen sich Rabbiner der Orthodoxen und der Allgemeinen Rabbinerkonferenz mit Bischöfen der evangelischen und katholischen Kirche zum alljährlichen Gedankenaustausch. Man könnte meinen, so sollte es nicht nur sein, sondern so wäre es schon immer gewesen. Ausweislich der »Berichte aus dem Reich« des Sicherheitsdienstes der NSDAP haben nur wenige protestantische Pfarrer in ihren Predigten am darauffolgenden Sonntag kritisch dazu Stellung genommen, dass der NS-Terror auch vor Gotteshäusern nicht haltmachte. 1946 machte aber dann vor dem Internationalen Militärgerichtshof der dort angeklagte Herausgeber des NS-Hetzblattes »Der Stürmer«, Julius Streicher, mit dieser Schrift Luthers in der Hand geltend, was der Reformator geboten habe, könne doch kein Unrecht sein. Die Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden erhält im Rahmen der Eröffnung der diesjährigen Woche der Brüderlichkeit die Buber-Rosenzweig-Medaille für ihre Verdienste im christlich-jüdischen Dialog. Was sich vor 70 Jahren keiner vorzustellen vermochte: Die EKD hat ein Bekenntnis zu »christlicher Mitverantwortung« am nationalsozialistischen Völkermord abgelegt, es gibt Arbeitshilfen für Gottesdienst, Gemeindearbeit und Konfirmandenunterricht im christlich-jüdischen Dialog. Im Umfeld christlich-jüdischer Gesellschaften pflegen Juden und Christen regen Austausch. Unsere Zeit ist zunehmend von einem militanten Egoismus und von einer rücksichtslosen Zerstörung der Schöpfung geprägt. Da kommt den zwei aus der gleichen Lehre entwickelten, aber jetzt doch sehr unterschiedlichen Glaubensweisen eine gemeinsame Verantwortung zu, die das Motto der diesjährigen Woche der Brüderlichkeit sehr gut zum Ausdruck bringt: »Nun gehe hin und lerne«.
/ 23.02.2017 Am 16. Februar ist Shoshana Dietzmann-Lapidoth im Alter von 87 Jahren in Berlin gestorben. Die Beerdigung war am Mittwoch, den 22. Februar, auf dem Friedhof an der Heerstraße angesetzt. […] »Sie verfolgte den Gottesdienst und kommentierte gerne die Predigten aus ihrem schier unermesslichen Wissen«, sagt Rabbiner Andreas Nachama über sie. Sie spendete eine Pultdecke, die auf den frühen tragischen Tod ihrer Tochter Saray hinwies – zur Jahrzeit sagte sie immer für ihr Kind in der ihr eigenen wunderbar authentischen hebräischen Aussprache Kaddisch. »Sie gehörte ganz unbedingt zur Synagoge Sukkat Schalom – die Wände der Synagoge werden weinen, weil sie von uns gegangen ist«, so Nachama.
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