
Tagebuch
Jüdische Allgemeine 11. Dezember 2003
Ein göttliches Gebot
Über den Wert der Dankbarkeit
Fragt man einen Torajuden, einen der die Welt der Jüdischkeit noch
versteht, wie geht es Dir, so wird er antworten: "Baruch Haschen -
es geht mir gut!" Denn alles, was auf dieser Welt geschieht, hat seinen
Ursprung beim Ewigen. Der Midrasch (Bereschit Rabba 14,11) sagt, daß
für jeden Atemzug wir Gott für das Leben danken sollen. Es heißt,
wir nähmen 18 Atemzüge pro Minute, und dieses 18 symbolisiert
Leben (CHAJ = Leben). Im fünften Buch Moses 8,17 lesen wir: "Sage
nicht etwa in deinen Gedanken: 'Meine Kraft und die Stärke meiner Faust
haben mir diesen Erfolg verschafft', sondern gedenke des Ewigen, deines
Gottes: Er ist es, der dir Kraft verleiht, Reichtümer zu erwerben,
um seinen Bund, den er deinen Vätern geschworen hat, in Wirksamkeit
treten zu lassen, wie es heute geschieht."
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22. November 2003 Gemeinsam gegen den Terror
Gedenkfeier von Juden, Muslimen und Christen
für die Opfer der Anschläge in Istanbul
Ayhan Bakirdögen
[...] Rabbiner Nachama zitierte den Oberrabbiner von Istanbul Isaak
Heleva: "Die ... Anschläge haben nicht nur auf Juden abgezielt.
Menschen aller Relgionen fielen diesem sinnlosen unmenschlichen Attacken
zum Opfer. ... Mein Ruf geht an die Welt und an die gesamt Menschheit
- laßt uns doch zusammenschließen und einander lieben!"
Nachama sprach ein Gebet in deutscher Sprache: "Mögen diese
menschlichen Opfer nicht umsonst gewesen sein, möge die Welt in
ihrem alltäglichen Kampf gegen Grausamkeit und Vorurteile, gegen
Tyrannei und Verfolgung aus ihrem Tod Kraft schöpfen für ein
Zusammenleben in Frieden und in gegenseitigem Respekt." [...]
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22. November 2003
Berlin trauert mit Istanbul


13. November 2003
Abenteuer einer Sprache
Die unerwartete Renaissance des Jiddischen
Jola Merten und Katrin Zeiss
"Tacheles reden", "Schmiere
stehen", "malochen" und "zocken" - jiddische
Wortwendungen gehören heute wie selbstverständlich zur deutschen
Umgangssprache. Vor allem der Berliner Jargon ist reich mit ihnen bespickt,
wie Andreas Nachama, Leiter der Topographie des Terrors in Berlin, in
seinem kurzweiligen Büchlein Iddisch im Berliner Jargon aufzeigt.
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8. November 2003
Ein Mahnmal errichten
GASTKOMMENTAR
Von Andreas Nachama
[...] Was hat Antisemitismus in der Geschichte
gefährlich gemacht? Blicken wir zurück, so wissen wir, dass Juden
und Jüdisches dann zum Antisemitismus missbraucht wurden, wenn man
Sündenböcke benötigte. Die Weltwirtschaftskrise und ihre
ökonomischen Auswirkungen ließen sich in der Endzeit der Weimarer
Republik gerne auf die Juden abschieben, wiewohl jüdische Arbeitnehmer
wie auch jüdische Arbeitgeber gleichermaßen von deren Auswirkungen
betroffen waren.
Es ist kein Zufall, dass die heute aufkommende und sich verbreitende Pest
des Antisemitismus einher geht mit der größten ökonomischen
Krise dieser Republik und einer fundamentalen Umverteilung der gesellschaftlichen
Einkünfte. Es sind unzulässige Verallgemeinerungen und die zuweilen
auch verhohlene Zustimmung zu antisemitischen Positionen, die längst
überkommen gewähnt wurden, die beunruhigend wirken.
Wie hatte Klaus Töpfer, damals Bundesbauminister, bei der Grundsteinlegung
für das Dokumentationsgebäude der Topographie des Terrors im Plenarsaal
des Berliner Abgeordnetenhauses am 8. Mai 1995 gesagt: »Das beste
Mahnmal für alle Opfer ist eine demokratische Gesellschaft.«
Dieses Mahnmal wird dringend gebraucht. Lasst uns alle ans Werk gehen -
nicht nur zum Gedenken an den 9. November 1938! mehr
8. November
2003
Rufer in der Stadt
Späte Ehrung: Vor 260 Jahren wanderte die Familie Mendelssohn in Berlin
ein
Von Kai Luehrs-Kaiser

Foto: Fritz Wegner |
[...] Vor genau 260 Jahren kam die Familie
Mendelssohns nach Berlin. 1743 siedelte der 14-jährige Moses Mendelssohn
an die Spree über, um hier zum ersten jüdischen Philosophen
deutscher Sprache zu werden, dessen Ruf internationale Ausstrahlung
gewann. Sein Sohn Joseph Mendelssohn gründete das bis 1938 bestehende
Bankhaus, sein Bruder Abraham hatte großen Anteil am Erfolg seiner
Kinder Felix und Fanny.
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Letztere heiratete den preußischen Hof-
und Porträtmaler Wilhelm Hensel. Über fünf Generationen
hinweg prägte die Familie das kulturelle und wirtschaftliche Leben
Berlins maßgeblich mit.Heute erinnert daran nur wenig.
Auf dem Alten Jüdischen Friedhof in der Großen Hamburger Straße
in Berlin-Mitte zeigt ein Grabstein die Stelle an, an der 1786 Moses Mendelssohn
begraben wurde. Der Friedhof selbst wurde 1943 zerstört. Hier und
an den Familiengräbern auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof in Kreuzberg
ehrten gestern die Mendelssohn-Gesellschaft und der Chef der Senatskanzlei,
André Schmitz, die Familie Mendelssohn. Der Rabbiner Andreas Nachama
las aus Moses Mendelssohns Übersetzung des 84. Psalms. Am Grab von
Felix erklang das Engelsterzett aus "Elias". Es war ein angenehm
unfeierliches Gedenken, so unverkrampft, dass man sich spontan entschloss,
aus dem niedergelegten Kranz zwei Blumen zu nehmen, um sie beim unweit
gelegenen Grab Abraham und Lea Mendelssohns, der Eltern, niederzulegen.[...]
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Jüdische Allgemeine
6. November 2003
Von Anke Ziemer
Foto:
Ralf Bäcker/ version
Der 3. November war für die Betergemeinde Sukkat Schalom der Synagoge
Hüttenweg ein ganz besonderer Tag: Vier Jahre nach der Gründung
erhielt sie ihre ersten zwei Torarollen - gestiftet von Dan Moses. "Ich
bin voller Freude", sagt der Vorstandsvorsitzende von Sukkat Schalom,
"und schwebe im siebten Himmel." So begann der Morgengottesdienst
am ersten Schabbat des jüdischen Monats Cheschwan für die rund
achtzig Beter denn auch mit einer außergewöhnlichen Zeremonie:
Begleitet von den Kantoren Avitall Gerstetter und Alexander Nachama, von
Rabbiner Andreas Nachama und Vorstandsmitglied Benno Simoni trug Dan Moses
die größere, ein weiterer Beter die kleinere Tora in feierlicher
Prozession durch den Synagogenraum. Auch Rabbiner Nachama mußte sich
auf besondere Weise vorbereiten, "denn eine Toraweihe macht, man nicht
alle Tage". sagte er schmunzelnd. "Es ist ähnlich wie bei
der Geburt eines Kindes."
Mit den Torarollen öffne sich ein neues Kapitel in der Geschichte der
Synagoge Hüttenweg betonte Nachama zu Beginn seiner Predigt, da nun
auch Frühgottesdienste am Samstag abgehalten werden können. Diese
sind zunächst zweimal im Monat geplant, doch der Synagogenvorstand
ahnt, daß es schon bald kürzere Abstände sein werden - so
wie bei den Freitagabend-Gottesdiensten geschehen, deren Rhythmus von ursprünglich
zweiwöchentlich schon bald auf wöchentlich verändert wurde.
[...]
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