Tagebuch


27. Oktober 2003
MAHNMALE - "Unbelastete finden"
Andreas Nachama im Gespräch mit Marlies Emmerich

Degussa sollte am Bau des Holocaust-Mahnmals beteiligt werden. Was sagen Sie als Berliner Jude dazu?
Eine Firma, die in der NS-Zeit Giftgas hergestellt hat, zu beauftragen - das ist schon kurios. Schon deshalb, weil an diesem nationalen Mahnmal, wo gerade deutsche Geschichte greifbar werden sollte, genau die Grunddaten der Aufarbeitung dieser Geschichte offenbar nicht begriffen worden sind.
Ist das Mahnmal mit allen seinen Auseinandersetzungen vom Unglück umgeben?
Beim Bau eines Mahnmales nach so vielen Jahrzehnten und bei einem so komplexen Thema wie dem Mord an den europäischen Juden lassen sich Fettnäpfchen nicht ausklammern. Es ist einfach tragisch, aber es ist so.
[...]
Viele Juden bezeichnen das Mahnmal ohnehin als überproportioniert und für sie selbst eher unwichtig.
Es ist vom Deutschen Bundestag als nationales Mahnmal beschlossen worden. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat beispielsweise vor ihrem Gemeindehaus in der Charlottenburger Fasanenstraße ein Mahnmal. Das Holocaust-Mahnmal wird nicht für uns, die Juden in Deutschland, errichtet, sondern als ein Mahnmal der Bundesrepublik im Gedenken für die ermordeten europäischen Juden.
Andere Stätten wie das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors und das Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma werden nicht richtig fertig.
Die Fertigstellung der Topographie ist noch nicht einmal in Angriff genommen worden. Das sind Dinge, die auf der Liste der Unerträglichkeiten ganz oben stehen. So ist es eben: Wenn man Geschichte jahrzehntelang liegen lässt, lässt sich die Geschichte nicht im Hauruckverfahren gerade biegen.
...
und das Mahnmal für die Sinti und Roma?
Die Einweihung des Holocaust-Mahnmales wird in Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt nicht angenommen werden, wenn nicht zumindest dieses Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma ernsthafte Formen angenommen hat, ein Einweihungstermin absehbar ist
. mehr

27.Oktober2003
Stiftung Topographie des Terrors nennt Degussa-Beteiligung kurios
Berlin (dpa) Der Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, hat es als kurios bezeichnet, eine durch die NS-Zeit belastete Firma beim Bau des Berliner Holocaust-Mahnmals einzusetzen. «Schon deshalb, weil an diesem nationalen Mahnmal, wo gerade deutsche Geschichte greifbar werden sollte, genau die Grunddaten der Aufarbeitung dieser Geschichte offenbar nicht begriffen worden sind», sagte Nachama der «Berliner Zeitung» (Montag). Offenbar ließen sich «Fettnäpfchen» beim Bau eines Mahnmales nach so vielen Jahrzehnten und bei einem so komplexen Thema nicht umgehen. [...] mehr


16. Oktober 2003 Theater am Festungsgraben
Immer ist der Jude schuld
Podiumsdiskussion mit Rabbiner Dr. Andreas Nachama und Dr. Hermann Simon | Moderation Dr. Birgid Gysi
"Wer einen Sündenbock zur Ablenkung seiner eigenen Verfehlungen benötigt, greift gerne auf Antisemitismus zurück. Nicht umsonst hat Hitler in seinen Tischgesprächen formuliert: 'Gäbe es die Juden nicht, hätten wir sie erfinden müssen!'"

10.Oktober 2003
Libeskind will den teuersten Parkplatz der Stadt bebauen
Nach seinem Abschied aus Berlin legt der Architekt des neuen World Trade Centers eine Studie für das Jüdische Gemeindehaus vor
Christian van Lessen
[...] Das freie Gelände vor dem Jüdischen Gemeindehaus gilt wegen des City-Baugrunds als "der teuerste Parkplatz der Stadt", sagt Andreas Nachama. Der Direktor der Stiftung Topographie des Terrors und früherer Gemeindevorsitzender, erinnert daran, dass bis in die achtziger Jahre ein vierspuriger Ausbau der Fasanenstraße geplant war. Deshalb wurde das Haus auf dem hinteren Teil des Geländes errichtet. Dringend sei nun aber erst einmal die Sanierung des jüdischen Altenheims an der Dernburger Straße und die Konsolidierung des Etats. Die Gemeinde habe auch an der Oranienburger Straße viel Leerstand. Über den Neubau könne man frühestens in fünf Jahren reden.[...] Mehr

Weitere Pressezitate zum Umbau des Jüdischen Gemeindehauses


9.Oktober 2003
Frieden stiften - die Verheißung der Religionen
Der Talmud sagt: "Die ganze Tora, deren Pfade alle voll des Friedens sind, gibt es nur, um den Frieden unter den Menschen zu erhalten. Für den Frieden kann man sogar die Wahrheit opfern."
(Babylon Tadmud, Gittin 59b | Yevamot 65b).

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