
Tagebuch
10. März 2004
Eine Plombe mit Folgen
Immer neue Debatten schaden dem Holocaust-Mahnmal
Von Katja Bauer
[...] der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Albert Meyer, [nennt] das komplette Mahnmal einen "Horror", und sein Stellvertreter Julius Schoeps fordert eine Einbeziehung anderer Opfergruppen. "Diese Debatte wird bleiben", sagt Andreas Nachama, der ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, "auch wenn das Mahnmal selbst längst fertig ist."
[...] Mit am Tisch des Kuratoriums saß Alexander Brenner, Shoah-Überlebender und ehemaliger Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. In dessen Erinnerung ging es bei dem Witz [des Architekten Eisenman] um das Zahngold von Shoah-Opfern. "Unglaublich", soll Brenner schon in Eisenmans Erzählung hineingerufen haben. Dieser habe gebeten, fortfahren zu dürfen, sagt Neumärker. "May I continue, Sir?" habe er zweimal gegen Brenners Einwürfe insistiert. Reaktionen der anderen, des Vorsitzenden? "Nichts", sagt ein Sitzungsteilnehmer. Brenner stand auf, verließ entsetzt den Saal.
[...] Nachgekartet habe Eisenman gegenüber Brenner, der im Degussa-Streit gegen eine weitere Beteiligung der Firma war und unterlag, sagt Nachama: "Eisenman sollte der Sache dienen und sie nicht zu einer Personality-Show machen." [...] mehr
9 March 2004
Memorial architect's 'joke' angers Jews
By Tony Paterson in Berlin
The American-Jewish architect of Berlin's Holocaust memorial project infuriated Germany's Jewish community yesterday after making an anti-Semitic "joke".
Peter Eisenman, 71, the designer of the €26m (£17.4m) memorial, was reported to have caused Jewish members of the project's supervisory board to storm out of a meeting in disgust after telling them how his New York dentist had asked him whether the gold fillings in his teeth had been provided by Degussa, the German company which supplied gas to the Nazi death camps.
His remarks provoked angry condemnation from German Jewish leaders yesterday. Alexander Brenner, the head of Berlin's Jewish community, said: "This is cynical denigration of the memory of Jewish people who were murdered. Mr Eisenman must ask himself whether he thinks he should continue his involvement with this project."
Andreas Nachama, the leading Berlin Rabbi, said: "If a top German architect had made these remarks, he would have been dismissed instantly." [..] mehr
Mehr zur Debatte über Eisenman
10. März 2003
Offen über Bedenken reden
Tagung und Podiumsdiskussion zum „Kopftuchstreit“ heute im al globe (10.03.04)
Darf eine muslimische Lehrerin an einer staatlichen Schule ein Kopftuch als religiöses Symbol tragen? Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das entsprechende gesetzliche Regelungen den Ländern überlässt, ist bundesweit eine kontroverse Diskussion entbrannt [...] W ährend des abschließenden Podiumsgesprächs ab 18.30 Uhr [werden] Dilek Kolat, Berliner SPD-Abgeordnete, Prof. Barbara John, Koordinatorin für Sprachförderung, Dr. Andreas Nachama, Rabbiner und Direktor der Stiftung „Topographie des Terrors" und Prof. Ulrich Dehn von der evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen über die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung diskutieren. [...]
Photo Joachim Weiss
Eröffnung der Wohngruppe für dementiell Erkrankte am 30. Januar 2004 Gebet für die in dieser Einrichtung Tätigen, für die, die der Einrichtung bedürfen und die, die sie besuchen. Wir alle wissen nur zu gut, daß die Würde des Menschen antastbar ist:
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27. Januar 2004
Denkmale und Gedenken
Während in Berlin das "Denkmal für die
ermordeten Juden Europas" errichtet wird, warnen Kritiker vor einer
"Hierarchisierung" der verschiedenen Opfergruppen: Einige von
ihnen geraten dabei aus dem Blickfeld. [...]Der Historiker Eberhard Jäckel
meinte: "Der Mord an den europäischen Juden ist ein einzigartiger
Vorgang gewesen und er verdient ein eigenes Denkmal."
Gleiche Behandlung aller Opfer gefordert
Dagegen warnt der Direktor der Stiftung "Topographie des Terrors",
der Rabbiner Andreas Nachama, vor einer Hierarchisierung der verschiedenen
Opfergruppen. Das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas werde
nur dann angenommen, wenn auch für Sinti und Roma, Homosexuelle oder
Euthanasie-Opfer "würdige Gedenksituationen" geschaffen
würden, sagte der ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde
zu Berlin in einem Zeitungsinterview. [...]
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14. Januar 2004
«Körperwelten»
spaltet die Gesellschaft
Streit begleitet auch den Auftakt der Ausstellung in Frankfurt
Frankfurt/Main/dpa. Wo immer sich die Leichenschau «Körperwelten»
ankündigt, spaltet sie die Gesellschaft. Während zehntausende
Besucher teils bis spät in die Nacht für Karten anstehen, prangern
die Gegner - allen voran die Kirchen - eine unwürdige Zurschaustellung
von Toten an. Dieser Streit begleitet auch den Auftakt der Ausstellung
in Frankfurt, wo sie am 16. Januar ihre Pforten öffnet.[...]
Die Kirchen bleiben bei ihrer Kritik. «Hier wird die Würde
des Menschen mit Füßen getreten», sagt die Frankfurter
Pröpstin Helga Trösken. Von Hagens betreibe keine wissenschaftliche
Aufklärung, «sondern ein Wirtschaftsunternehmen mit Toten».
Trösken wiederholte damit Argumente, die bereits in anderen Städten
zu hören waren. So hatte die hannoversche Landesbischöfin Margot
Käßmann den Ausstellungsmachern «Gier nach medialer Aufmerksamkeit»
vorgeworfen. [...] Andreas Nachama, bezeichnete es als «höchst
bedenklich, dass Menschen, die gestorben sind, zu einem Objekt der künstlerischen
Verfremdung und des Bestaunens gemacht werden». [...]
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Jüdische Allgemeine 15. Januar 2004
Redakteurin und Rabbinerin
Von Rabbiner Andreas Nachama
Elisa Klapheck, die verantwortliche Redakteurin
des Gemeindeblatts jüdisches berlin, erhielt kürzlich
zusammen mit vier Studienkollegen nach mehrjähriger Ausbildung
am Aleph-Rabbiner-Seminar die Ordination zur Rabbinerin.
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Photo: Franz Chotzen |
Das amerikanische Seminar wird von Rabbiner Zalman
Schachter-Shalomi geleitet. Reb Zalman, wie seine Studenten den neunundsiebzigjährigen
charismatischen Rabbiners nennen, erhielt seine Smicha vom Lubawitscher
Rebben nach seiner Flucht aus dem Nazi-Europa. Er hat mit der "Renewal
Bewegung" entscheidenste Anstöße für das Leben aller
jüdischen Richtungen gegeben. Er gilt als der bedeutendste noch lebender
jüdische Denker des zwanzigsten Jahrhunderts.
Für alle, die Elisa Klapheck kennen, ist die Ordination zur Rabbinerin
die folgerichtige Entwicklung einer Lebensaufgabe, die sie für sich
selbst früh entdeckt hatte. Während ihrer Studienzeit in Hamburg
veranstaltete sie zusammen mit drei anderen jüdischen Frauen Tora-Lern-Parties
oder Arbeitsgruppen, die das Schir Haschirim in seinen jüdischen
Interpretationen erschlossen. Nach erfolgreichem Abschluß des politikwissenschaftlichen
Studiums an der Universität Hamburg mit einer Diplomarbeit über
die Friedensbewegung in Israel kam sie in den neunziger Jahre nach Berlin.
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