Tagebuch
Fortsetzung des Artikels Redakteurin und Rabbinerin |
[...]Nach einem Zusammentreffen mit Rabbi Laura Geller, die 1993
Gast der Jüdischen Kulturtage war, wurde sie Mitgliede in einer
von der Künstlerin Salomea Genin initiierten egalitären
Schabbesgruppe und setzte ihre jüdischen Studien fort. So lernte
sie von Kantor László Pasztor die traditionellen Toravorlesezeichen
in die richtige Kantillation umzusetzen oder studierte am Institut
für Judaistik Talmud und Kabbala, fand aber auch Lehrer aus der
orthodoxen Berliner Szene, die mit ihr Talmudstudien betrieben.
Bei den ersten Zusammentreffen der World Union for Progressive Judaism
in Arnoldsheim, traf sie mit Rabbiner Peter Levinson nicht nur einen
alten Freund ihrer Familie wieder, sondern auch einen, der sie ausdrücklich
ermunterte, ihren Weg zur Rabbinerin fortzusetzen. Ich selbst lernte
sie bewußt erst im Mai 1997 kurz vor der damaligen Wahl zur
Repräsentantenversammlung kennen. Der Jüdische Kulturverein
organisierte ein Zusammentreffen von progressiven jüdischen Gruppen
aus ganz Deutschland und hatte mich gebeten, zusammen mit Elisa den
Schabbat-Morgengottesdienst zu leiten. Dabei wurde ich erstmals in
Berlin Zeuge einer perfekten Toravorlesung durch eine Frau.
International trat Elisa Klapheck dann mit dem Bet Debora hervor,
einer Zusammenkunft von Rabbinerinnen in Europa, die 1999 erstmals
in Berlin stattfand, und zu einem weltweit anerkannten Forum geworden
ist. In der Berliner Synagoge in der Oranienburger Straße ist
sie nicht nur Gabbait, sondern gestaltet auch selbst Gottesdienste,
neben der Kantorin Avitall Ger-stetter, die ihre Ordination zur Chasanit
ebenfalls am Aleph-Seminar absolvierte. Klaphecks Biographie der ersten
Rabbinerin der Welt, Fräulein Regina Jonas, entriß dieses
wichtige Kapitel jüdischer Geschichte die von Berlin ausging,
dem Vergessen. Aus ihrer bislang neuesten Publikation, Gebete der
Bertha Pappenheim, zitierte sie als Abschluß ihrer eindrucksvollen
Ordinationsrede in Boulder, Colorado/USA.
Elisa Klapheck steht für eine Generation von Rabbinern in Europa
und Deutschland, die nahezu autodidaktisch entlang der wenigen hier
und da an Universitäten, rund um die wenigen charismatischen
Rabbiner im Nachkriegsdeutschland, sich wie ein Mosaik ihr Lernprogramm
selbst zusammengebaut haben. Sie wird nicht müde zu betonen,
daß das Vakuum an jüdischem Leben, in das sie hineingeboren
wurde, sich für sie positiv entwickelt hat, denn sie könne
im Rahmen ihres Judentums ausdrucken, was hier geschieht. Deutschland
hat eine rabbinische Persönlichkeit mehr, bleibt zu hoffen, daß
es genügend Weisheit gibt, von ihr den richtigen Gebrauch zu
machen
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