Tagebuch

2. November 2007

PORTRÄT
„Lieber eine Hütte als einen Palast“
Andreas Nachama, Topographie-Direktor und Rabbiner. An seiner gelassenen Art finden mittlerweile viele Gefallen.
Claudia Keller

Jeden Freitagabend legt sich Andreas Nachama Talar und Gebetsschal um. Konservative und Orthodoxe in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin rollen die Augen, wenn sie daran denken, was sich dann in der Synagoge in Zehlendorf abspielt. Denn beim Gottesdienst mit Rabbiner Nachama sitzen selbstverständlich Männer und Frauen nebeneinander, viele Gebete werden auf Deutsch gesprochen. Auch eine Prise Selbstironie fehlt selten – frei nach dem Motto „keiner von uns ist Moses“.

Wie viel auch gespottet wird, immer mehr finden Gefallen an Nachamas gelassener Art. Mittlerweile kommen so viele zum liberalen Gottesdienst, dass der Nebenraum in dem Kirchengebäude am Hüttenweg, den die Gemeinde nutzt, zu klein geworden ist. Nachama sucht gerade ein größeres Haus für bis zu 300 Leute.

Nachama, 56 Jahre alt, notorischer Schnauzbartträger und Sohn des ehrwürdigen Berliner Oberkantors Estrongo Nachama, setzt auf die Kraft des Faktischen. Reißerische Ankündigungen und große Worte liegen ihm nicht. Immer wieder hat ihm die Führung der Jüdischen Gemeinde das Leben schwer gemacht. Nachdem er von 1997 bis 2001 als Vorsitzender die Gemeinde zu führen versucht hatte, trennte man sich im Streit. Später stellte die Kultusabteilung sein Rabbinerdiplom infrage, dann wurde mit der Kürzung der Zuschüsse für den Hüttenweg gedroht. Nachama hat die Angriffe abgefedert, seine Sache weitergeführt – und sich durchgesetzt. So ähnlich ist es ihm auch in seiner hauptberuflichen Arbeit ergangen, als geschäftsführender Direktor der Stiftung „Topographie des Terrors“.

Von Anfang an war er gegen den „selbstverliebten“ Entwurf des Stararchitekten Peter Zumthor für die Gedenkstätte an der Wilhelmstraße. Ein Prachtbau vertrage sich nicht mit dem Ort der Täter, sagte Nachama schon vor zehn Jahren. Schließlich kann man im Untergeschoss noch die Folterkeller der Gestapo besichtigen. Er wünschte sich „lieber eine Hütte als einen Palast“. Die bekommt er nun. Heute wird der erste Spatenstich gesetzt für einen unspektakulären, aber funktionalen Neubau. „Ein sehr stimmiges Konzept“, sagt der Hausherr. Er hofft, 2010 die erste Ausstellung im neuen Haus eröffnen zu können.

Die Spuren der Vergangenheit sichern, das liegt dem gelernten Historiker Nachama am Herzen – ob das in Berlins Mitte ist, auf dem Obersalzberg oder auf dem Gelände eines ehemaligen Barackenlagers in Schöneweide. Und er wäre kein religiöser Mensch, wenn er nicht hoffnungsvoll in die Zukunft blickte. Als er 1964 seine Bar Mizwa feierte, sagte sein Rabbiner zu ihm: Im Jahr 2000 wirst du einer von 800 Juden sein, die noch in Berlin leben. Heute sind es 12.000.


2. November 2007

TOPOGRAPHIE DES TERRORS
Glückliches Ende eines Trauerspiels
Severin Weiland

Es war ein Berliner Schildbürgerstreich: Ein bereits begonnener Bau für ein NS-Dokumentationszentrum wurde wegen zu hoher Kosten abgerissen, dann geschah jahrelang nichts. Nun soll in Berlin endlich die Stiftung "Topographie des Terrors" eine Heimstatt erhalten.

[…] "Lieber eine Hütte als ein Palast"
Nicht alle waren darüber unglücklich. Der Bau des Schweizers schien vielen Kritikern von Anbeginn zu sehr Symbol an sich zu sein. Wilms hat dagegen einen Funktionskörper vorgelegt - oder, wenn man es bösartig formulieren will, einen schlichten Kasten. Der Abteilungsleiter beim Bundesbeauftragten für Medien und Kultur, Hermann Schäfer, erklärte es heute so: Eine "symbolträchtige Architektur" sei an diesem Ort "nicht angebracht". Damit stand er nicht allein. Der jetzige Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, hatte von Anbeginn an Zumthors Bau gezweifelt. Gegenüber dem "Tagesspiegel" erklärte er jüngst, ihm sei an dieser Stelle eine "Hütte lieber als ein Palast".

Und so wird es geschehen. […]Nachama grenzte sich noch einmal indirekt gegen Zumthors eher geschlossenen Bau ab: Tagsüber hätten die Besucher den Blick frei durch die Fenster auf das Gelände selbst. "Es ist eben nicht irgendeine Blackbox", warb Nachama für den Wilms-Entwurf. […]


2. November 2007

Info radio

Topographie des Terrors - zweiter Anlauf für einen Neubau

Am heutigen Freitag ist der offizielle Baubeginn für das Dokumentationszentrum "Topographie des Terrors". Eine Webcam wird freigeschaltet und dann kann sich jeder per Internet über den aktuellen Stand der Bauarbeiten informieren. Seit 20 Jahren ist die Ausstellung an dem Ort, an dem sich von 1933 bis 1945 die wichtigsten Zentralen des NS-Terrorapparates - Gestapo und SS-Führung - befanden, ein Provisorium unter freiem Himmel. Nur ein Holzdach schützt Schautafeln und Besucher vor dem Wetter. Der jetzt beginnende Bau eines Dokumentationszentrums ist der zweite Anlauf.

Alexander Krahe sprach mit Dr. Andreas Nachama , dem Geschäftsführenden Direktor der Stiftung "Topographie des Terrors".
Das Interview im Wortlaut:

Alexander Krahe: Ihre Freunde des Projekts brauchten ja einen langen Atem seit Beginn der 90-er Jahre. Jetzt haben Sie den zweiten symbolischen Spatenstich vor sich. Sind Sie optimistisch gestimmt?

Dr. Andreas Nachama: Die Topographie war immer optimistisch, obwohl es sehr schwierig war, weil es um eine Aufgabe geht, die uns allen auf den Nägeln brennt - nämlich es geht um die Darstellung der Vergangenheit. Einer Vergangenheit, die man nicht so recht wahrhaben will. Dass es Täter gab und nicht nur Opfer. Dass all das von Berlin ausgegangen ist, von diesem Gelände, das sich heute "Topographie des Terrors" nennt, wo Gestapo, Reichssicherheitshauptamt ihre Zentralen hatten, und von wo aus die großen NS-Verbrechen koordiniert wurden. Dass das in der neuen Bundeshauptstadt dargestellt werden müsste, war klar. Die 500.000, die im Jahr kommen, um sich das anzugucken, belegen, es gibt ein großes Interesse daran, wenn man nach Berlin kommt nicht nur das neue Berlin zu sehen, sondern auch zu sehen, von wo aus ist was geschehen.

Krahe: Sie haben gesagt, im Grunde ist die Ausstellung jetzt schon ein Erfolg, hunderttausende Menschen kommen jedes Jahr. Was ist für Sie der große Schritt mit diesem Neubau, mit diesem Dokumentationszentrum?

Nachama: Es sind zwei Dinge. Es ist einmal schon so, dass in der Jahreszeit, in der wir uns jetzt befinden und in den Monaten, die vor uns liegen, unmittelbar im Winter es doch sehr mühselig ist, die Topographie zu besuchen. Sie hat auch da eine große Zahl von Besuchern. Die sind auch sehr hartnäckig und gucken sich das an. Aber es ist schon schwierig, es ist kalt, unwirtlich. Ich finde, eine solche Dokumentation soll man sich auch in aller Ruhe angucken können. Zudem hat das Büro, die Topographie als solche, 20.000 Bände Bücher gesammelt, also zusätzliche Informationsmöglichkeiten geschaffen. Wir machen regelmäßig im Martin-Gropius-Bau Vortrags- und Filmveranstaltungen mit diesen zeitgeschichtlichen Themen, und sie werden nachgefragt. Ich finde, so etwas soll man konzentrieren, alles an einem Ort zusammenbringen. Insofern ist dieses Haus angemessen, was nicht zu groß sein wird, das doch wesentlich größer sein wird als die Container, die jetzt dort stehen, zu errichten. 

Krahe: Nun ist seit Beginn der 90-er Jahre auch in Berlin, was das Thema die Zeit des Nationalsozialismus, des Holocaust betrifft, eine Menge passiert, viel gebaut worden - das Jüdische Museum in Kreuzberg, nicht weit weg von Ihnen, wir haben das Holocaust-Mahnmal mit Informationszentrum. Gibt es aus Ihrer Sicht so etwas wie eine Arbeitsteilung?

Nachama: Es gibt ganz klar eine Arbeitsteilung. Die "Topographie des Terrors" ist nahezu bundesweit der einzige Ort der Täter, der einzige Ort, der sich damit beschäftigt, wer diejenigen waren, die all diese Verbrechen initiiert haben, die sie umgesetzt haben, die nicht nur an den Schreibtischen gesessen haben, sondern teilweise in Einsatzgruppen auch vor Ort tätig gewesen sind. Das ist doch deutlich ein anderer Schwerpunkt, als den das Jüdische Museum oder das Mahnmal oder viele andere Gedenkstätten haben. Hier in der "Topographie des Terrors" ist niemand zu gedenken, sondern hier muss gelernt werden. Über die Strukturen, die ein solcher Polizeiapparat, ein solcher Terrorapparat gehabt hat, und über diejenigen, die es gemacht haben, und wie es möglich war, innerhalb von 120-150 Tagen eine Demokratie wie die Weimarer Republik in ein NS-Terrorregime zu verwandeln.

Krahe: 2010 soll der Bau fertig sein. Was die Inhalte betrifft, steht schon fest was Sie zeigen wollen oder muss das erarbeitet werden?

Nachama: Nun hatten wir eine gewisse Zeit der Vorbereitung. An sich sollte ja schon im Jahr 1998 oder 2000 oder 2002 ein Neubau für die "Topographie" fertig werden. Insofern gibt es eine ganze Reihe von Vorarbeiten, die aber jetzt noch mal aktualisiert werden. Wir schauen das alles noch mal kritisch durch. Es ist zwar nichts verloren, was wir bisher aufgearbeitet haben, aber richtig ist, es wird weiter auch eine Open-Air-Präsentation in den angenehmen Monaten des Jahres geben - sagen wir etwa von April bis Oktober. Die wird sich mit den NS-Adressen in Berlin beschäftigen. Dann wird es die Hauptausstellung im Gebäude geben, die sich wie jetzt auch mit dem beschäftigt, was von diesen Adressen, die auf diesem Gelände waren, in Berlin, in Deutschland bis Kriegsbeginn und dann so weit wie der NS-Einflussbereich reichte, europaweit an NS-Terror verübt wurde. Schließlich wird es in diesem Bereich auch einen Nachkriegsteil geben, der sich damit beschäftigt, mit den Prozessen, mit den Folgen, die all das gehabt hat. Als zusätzliches Angebot für diejenigen, die über das Gelände gehen wollen - im Augenblick ist etwa nur ein Achtel zugänglich - einen Geländerundgang, wo man an den einzelnen Adressen, die auf diesem Terrorquartier sozusagen waren, noch mal in aller Kürze informiert wird, was gerade an der Stelle wo ich stehe gewesen ist.


2. November 2007

Verspäteter Spatenstich
Heute ist endlich Baubeginn an der Denkstätte »Topographie des Terrors« in Berlin. Dokumentationszentrum über faschistische Täter soll bis 2010 fertiggestellt werden
Hans Daniel

Drei bis vier Jahre seien anzusetzen vom Beginn der Arbeiten bis zur Vollendung eines neuen Hauses, hatte Professor Andreas Nachama, Geschäftsführender Direktor der Berliner Stiftung »Topographie des Terrors«, im Mai 2003 in einem Gespräch gesagt.

»Es wäre schön, wenn wir wüßten, wann wir mit dem Zählen beginnen können.« Ab heute kann er zählen. An diesem Freitag wird auf dem einstigen Prinz-Albrecht-Gelände nahe dem Berliner Abgeordnetenhaus in Kreuzberg der erste Spatenstich für den Neubau dieses Gedenk- und Lernortes erfolgen. Zum 65. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, am 8. Mai 2010, soll das Dokumentationszentrum, ein Pavillon aus Glas- und Stahlteilen, seiner Bestimmung übergeben werden. So ist es geplant. […]


31. Oktober 2007

Zweiter Anlauf zum Bau der Topographie des Terrors

Nach jahrelangem Stillstand wird nun am Freitag offiziell mit den Arbeiten begonnen
"Ein mehr als 20-jähriges Provisorium wird damit zu Ende gehen", erinnert Andreas Nachama, Geschäftsführender Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, an die Anfänge. Zur 750-Jahr-Feier Berlins am 4. Juli 1987 wurde die gleichnamige Dauer-Ausstellung auf dem Areal an der Wilhelm- Ecke Niederkirchnerstraße der Öffentlichkeit präsentiert. Seitdem gibt es auf dem Gelände, auf dem in der NS-Zeit das Reichssicherheitshauptamt seinen Sitz hatte und in dessen Kellern Regimegegner gefoltert wurden, lediglich eine Open-Air-Schau in den Gräben entlang der Niederkirchnerstraße sowie einen Info-Container.  


2. November 2007

NS-Dokumentationszentrum
Pfade im Robinienwäldchen

Harry Nutt

[…] Die Anlage gibt sich im Gegensatz zum kühnen Zumthor-Entwurfs nun zurückhaltend. Ein flacher, lichtdurchfluteter kubischer Baukörper soll hinter dem Ausstellungsgraben entstehen. In ihm sollen eine Dauerausstellung sowie Räume für Wechselausstellungen untergebracht werden. Wichtig war es den Planern, den Charakter des Ortes zu wahren. Im Untergeschoss, in das vom Innenhof her Tageslicht fallen soll, sind eine Bibliothek sowie Arbeits- und Tagungsräume geplant. Durch die Außenanlagen, in das auf dem Areal des zwischenzeitlichen Autodroms auch ein Robinienwäldchen integriert wird, führt ein Rundweg mit 15 Stationen, der den kuriosen Wandel des Ortes mit seiner monströsen Geschichte verbinden soll. Stiftungspräsident Andreas Nachama gab sich zuversichtlich, mit dem lang gehegten Topographie-Vorhaben bald am Ziel zu sein. Die neue Kostenobergrenze beträgt 19 Millionen Euro. Die Gesamtkosten werden sich auf rund 40 Millionen Euro belaufen, die Zumthor-Episode hat allein 15 Millionen verschlungen.

Auf die kritische Frage, warum weitere Baufunde mutmaßlich beseitigt werden sollen, sagte Nachama mit einem Schuss über die Jahre erworbener Bauherrenrationalität: "Wir sind nicht Pompeji".


2. November 2007

NS-Dokumentationszentrum
Zweiter Baubeginn für „Topographie des Terrors“


[…] „Wir zeigen die Umrisse des Geländes, aber wir sind hier nicht in Pompeji“, sagte der Geschäftsführer der Stiftung „Topographie des Terrors“, Andreas Nachama. Das Projekt solle dokumentieren, wo die NS-Terrorpolitik begann. In der einstigen Kunstgewerbeschule wurde die berüchtigte „Wannsee-Konferenz“ vorbereit, hier waren die Chefbüros des „Reichsführers-SS“, Heinrich Himmler, und von Reinhard Heydrich, Leiter des Reichssicherheitshauptamts. Nach dem Krieg sei das Gelände mit einem angrenzenden Robinien-Wald zunächst „ein vergessener Ort“ gewesen, sagte Wowereit. Erst eine Bürgerinitiative habe später die NS-Geschichte „freigelegt“.
 


2. November 2007

heute

Neuer Anlauf für die "Topographie des Terrors"
NS-Dokumentationszentrum für Nazi-Opfer in Berlin
Fehlplanung und zu hohe Kosten: Jahrelang hat sich der Bau des NS-Dokumentationszentrums "Topographie des Terrors" verzögert. Heute wird der Grundstein gelegt.

[….] Der heutige Stiftungsleiter Andreas Nachama hat sich erleichtert geäußert, dass nun realistische Pläne vorlägen. Die neue Ausstellungshalle mit rund 2800 Quadratmetern soll quadratisch und eingeschossig werden.  


2.11.07

AFP
Baubeginn für Dokumentationszentrum Topographie des Terrors
Berlin (AFP)

In Berlin haben die Bauarbeiten für das Dokumentationszentrum über den Terror des NS-Regimes begonnen. Der geschäftsführende Direktor der Stiftung "Topographie des Terrors", Andreas Nachama, sagte dem Inforadio des rbb, die Gedenkstätte werde der bundesweit nahezu einzige Ort sein, der sich mit den Tätern im Nationalsozialismus auseinandersetze. Das Zentrum "beschäftigt sich damit, wer diejenigen waren, die all diese Verbrechen initiiert haben, die sie umgesetzt haben."

Nachama sagte, in der Gedenkstätte könne jeder etwas über die Strukturen eines solchen Polizei- und Terrorapparates lernen, etwa "wie es möglich war, innerhalb von 120 bis 150 Tagen eine Demokratie wie die Weimarer Republik in ein NS-Terrorregime zu verwandeln." […]  


2. November 2007

"Topographie des Terrors" wird neu gebaut
Nach jahrelangen Verzögerungen soll auf dem Gelände der ehemaligen Zentralen von SS und Gestapo in Berlin bis zum Jahr 2010 ein Ausstellungsgebäude entstehen, in dem an die Opfer des Nazi-Terrors erinnert wird. […]

Noch ist das Areal neben dem Martin Gropius-Bau eine innerstädtische Brache. Schutt, Morast, aus dem Erdreich ragende Mauer-Reste und mittendrin ein Magnolien-Wäldchen, das gerade erst zu wachsen begonnen hat. Ein unwirtlicher Ort, den dennoch zahllose Menschen aufsuchen - 400.000 allein im vergangenen Jahr. Eine provisorische Ausstellung ist es, die sie anzieht, Fotos und Dokumente des nationalsozialistischen Terrors, gepinnt an grobe Holzwände, zwischen denen bröckelndes Mauer-Werk aufragt. Es sind freigelegte Überbleibsel der Keller-Räume ehemaliger Gestapo-Gefängnisse. […]

"Es geht nicht darum, eine Ausgrabungsstätte zu machen, sondern es geht darum zu markieren, von welchem Ort in Berlin die Befehle ausgegangen sind, um diese Terror-Politik zu machen", erläutert Andreas Nachama, Direktor der Stiftung "Topographie des Terrors".  


3.November 2007

Baubeginn für "Topographie des Terrors"
Neues NS-Informationszentrum Fertigstellung der Ausstellung für 2010 geplant - Videokamera dokumentiert Baugeschehen im Internet
Thomas Fülling

[…] Laut Andreas Nachama, Geschäftsführender Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, wird es im Obergeschoss des Gebäudes Platz für Dauer- und Wechselausstellungen sowie Veranstaltungen geben. Geplant ist auch eine Cafeteria. Das Untergeschoss des Hauses soll die Forschungseinrichtungen der Stiftung sowie eine Bibliothek mit 20 000 Bänden beherbergen.

Der Geschichtspfad über das Gelände soll 15 Stationen haben und sowohl zu den wenigen noch sichtbaren Resten der NS-Gebäude führen, als auch die Nutzung des Areals in der Nachkriegszeit erläutern, das bis 1990 unmittelbares Grenzgebiet zwischen Ost und West war. In den Rundgang werden daher auch die unter Denkmalschutz stehenden Reste der Berliner Mauer integriert


3.November 2007

Ort des Grauens
Stiftung Topographie des Terrors erhält Dokumentationszentrum
Michael Schornstheimer

1995 fand auf dem Gelände der Stiftung Topographie des Terrors ein erster Spatenstich für ein Dokumentationszentrum statt. Doch der Entwurf des Architekten Peter Zumthor war so kompliziert, das er mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht realisiert werden konnte. Jetzt geht das Projekt, auf dem historischen Gestapo-Gelände ein Dokumentationszentrum zu bauen, in die zweite Runde.

[…] Wir zeigen die Umrisse des Geländes, sind aber hier nicht in Pompeji. Es geht nicht darum, hier eine Ausgrabungsstätte zu machen, sondern es geht darum, zu markieren, von welchem Ort in Berlin eben die Befehle zunächst deutschlandweit, dann europaweit ausgegangen sind, (...) um diese Terrorpolitik zu machen. Also es geht in dem Sinne nicht um eine Rekonstruktion der Baugeschichte des Ortes."


3. November 2007

Wo die Schreibtische von Himmler und Heydrich standen
Ein Besuchermagnet ist die Berliner „Topographie des Terrors“ jetzt schon. Nun erhält die Dokumentationsstätte auf dem Gelände der früheren NS-Terrorzentrale endlich ein angemessenes Gebäude.
V. Schmitt-Roschmann / G. Krumpholz

[…] Ein „Lernort“ über die Täter soll es werden, wie der Direktor des Zentrums, Andreas Nachama, sagt. Damit unterscheidet sich der neue Gedenkort von anderen Mahnmalen im Herzen der Hauptstadt. Sie gelten den Opfern des NS-Wahns. Hier jedoch geht es um die Täter, die den Völkermord an Juden und anderen Minderheiten, den Vernichtungskrieg, den Terror des Sicherheitsapparats nach innen zu verantworten haben. [..]


3. November 2007

Ein Rundweg mit 15 Stationen
Das neue Dokumentationszentrum Topographie des Terrors soll 2009 fertig sein

Vom elften Stock des „Europahauses“ an der Stresemannstraße ist das Gelände in seiner ganzen Größe zu überblicken: Das auffallende Grün des Robinienwäldchens, viel Brache, eine Baugrube, der Info-Pavillon, der Ausstellungsgraben an der Mauer. Ein harmloses Bild vom einstigen Schreckensareal, auf dem die Geheime Staatspolizei, das Reichssicherheitshauptamt und der SS-Sicherheitsdienst ihre Dienststellen hatten. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ist am Freitag gekommen, um hier oben mit Andreas Nachama von der Topographie des Terrors und Vertretern des Bundes den Baustart für das neue Dokumentationszentrum zu verkünden.

[…] Andreas Nachama sagt, es werde nicht alles, was bei Erdarbeiten noch an Spuren gefunden werde, ausgestellt. Man wolle keine Ausgrabungsstätte, „kein Pompei“ sein. Dann erläutert die Architektin ihren Entwurf. Nach der Überarbeitung sei auch das in den Nachkriegsjahren gewachsene Robinienwäldchen gesichert, als Zeugnis der Vergangenheit, des Vergessens und Verdrängens. Der geplante Rundweg mit 15 Stationen wird auch durch dieses Wäldchen führen. Den aktuellen Baufortschritt dokumentiert jetzt eine Web-Cam auf dem Dach des Martin-Gropius-Baus. […]


 2. November 2007

Europolitan
'Topographie des Terrors': Zweiter Anlauf zum NS-Dokumentationszentrum

Berlin - Fehlplanung und explodierende Kosten: Heute wird der symbolische Spatenstich für den erneuten Bau des Dokumentationszentrums „Topographie des Terrors“ in Berlin gefeiert. In zwei Jahren soll das Gebäude fertig sein. […]

Dr. Andreas Nachama, geschäftsführender Direktor der Stiftung „Topographie des Terrors“, erhofft sich durch den Neubau das Ende eines mehr als 20 Jahren fortdauerndes Provisoriums.

Nachama sieht dem Neubau mit Optimismus entgegen. Er selbst lobt den Entwurf als „einen gelungenen Funktionsbau, der durch die transparente Metallfassade drinnen und draußen optimal verbindet".

Das Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ stellt in der heutigen Zeit und des aufkommenden Terrorismus ein heikles Thema dar. Das Ziel des Museums ist die Aufarbeitung des Terrors der Nationalsozialisten. „ Es geht um die Darstellung der Vergangenheit. Einer Vergangenheit, die man nicht so recht wahrhaben will. Dass es Täter gab, und nicht nur Opfer“, so Nachama gegenüber dem Radio RBB. Dieser Sachverhalt zeige, dass das NS-Regime immer noch ein Tabu sei. Statt es zu verdrängen, soll es verarbeitet werden. Zudem bedeutet der Bau  des Dokumentationszentrums den Erhalt einer weiteren historischen Stätte Berlins. […]


1. November 2007

 

Topographie des Terrors erhält ein neues Zentrum
Zweiter Baustart für ein Projekt, das schon vor zehn Jahren fertig sein sollte. Der nüchterne Charakter des Geländes soll gewahrt bleibe

[…] Die neuen Architekten werden auftreten, dazu Staatsminister Bernd Neumann, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Andreas Nachama, der Geschäftsführende Direktor der Stiftung Topographie des Terrors. Der neue Dokumentations- und Ausstellungsbau soll auf große städtebauliche Gesten verzichten, wie sie Zumthor mit einem langgestreckten, riegelförmigen Baukörper voller Betonstelen plante. Nun soll der nüchterne Charakter des Geländes gewahrt bleiben. Architektin Wilms entwarf östlich des Martin-Gropius-Baus einen kubischen Baukörper, parallel zum Ausstellungsgraben mit den alten Kellerresten. Das Erdgeschoss des Neubaus wird sich den Besuchern mit einem großzügigen Foyer öffnen, es führt zu Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen, die um einen Innenhof gruppiert sind. […]


31. Oktober 2007

Topographie des Terrors, 2. Versuch
Isabell Jürgens

[…] "Ein mehr als 20-jähriges Provisorium wird damit zu Ende gehen", erinnert Andreas Nachama, Geschäftsführender Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, an die Anfänge. Zur 750-Jahr-Feier Berlins am 4. Juli 1987 wurde die gleichnamige Dauer-Ausstellung auf dem Areal an der Wilhelm-Ecke Niederkirchnerstraße der Öffentlichkeit präsentiert. Seitdem gibt es auf dem Gelände, auf dem in der NS-Zeit das Reichssicherheitshauptamt seinen Sitz hatte und in dessen Kellern Regimegegner gefoltert wurden, lediglich eine Open-Air-Schau in den Gräben entlang der Niederkirchnerstraße sowie einen Info-Container

Baukosten verdoppelten sich
Schnell stellte sich in der Folgezeit heraus, dass das Zumthorsche Vorhaben die Baufirma überforderte - und auch den gesetzten Kostenrahmen. Die Firma musste Insolvenz anmelden. Bund und Land zogen - nachdem bis zum Juli 1999 noch lediglich Fundament und drei Treppentürme errichtet worden waren und die Baukosten sich auf 38 Millionen Euro verdoppelt hatten - die Notbremse.

[…] Seit zehn Tagen sind auf dem Areal wieder Bauarbeiter zu sehen, die die Baugrube für das Gebäude ausheben. "Der Entwurf ist ein gelungener Funktionsbau, der durch die transparente Metallfassade drinnen und draußen optimal verbindet", lobt Topographie-Direktor Nachama. Er sei optimistisch, dass der Bau wie geplant realisiert werden könne: "Allerdings bin ich kein Fachmann." […]


31. Oktober 2007

Nachama: «Ein großer Sprung nach vorn»
Der Baubeginn des Dokumentationszentrums Topographie des Terrors ist für den geschäftsführenden Direktor der gleichnamigen Stiftung, Andreas Nachama, ein wichtiger Schritt. «Nach allem, was war, ist das ein großer Sprung nach vorn», sagte Nachama mit Blick auf die jahrelangen Verzögerungen des Projekts in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp.
Berlin ddp-bln

Der Baubeginn des Dokumentationszentrums Topographie des Terrors ist für den geschäftsführenden Direktor der gleichnamigen Stiftung, Andreas Nachama, ein wichtiger Schritt. «Nach allem, was war, ist das ein großer Sprung nach vorn», sagte Nachama mit Blick auf die jahrelangen Verzögerungen des Projekts in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur

Am Freitag wird zum zweiten Mal symbolisch der erste Spatenstich für den Bau gesetzt, der eine Dauerausstellung zur Geschichte der Terrorzentralen des Nazi-Regimes beherbergen soll.
[…] Nachama geht davon aus, dass der neue Entwurf der Berliner Architektin Ursula Wilms jetzt auch so umgesetzt wird. Die Vorlage sei «kein Ingenieurstraum, sondern baubar», sagte er in Anspielung auf die äußerst anspruchsvolle Stabkonstruktion Zumthors. Der jetzige Entwurf überzeuge zudem durch Transparenz und Funktionalität. Er sei dem «Ort der Täter» angemessen, weil er ihn nicht dominiere.
Die Ausstellung, die derzeit auf dem Gelände in einem überdachten Graben gezeigt wird, erhält im Neubau ein festes Domizil. Sie werde in den nächsten Monaten konzeptionell überarbeitet und erweitert, sagte Nachama. Im Kern solle wie bisher dokumentiert werden, wie der an dieser Stelle organisierte und koordinierte NS-Terror sich deutschlandweit und später europaweit ausbreitete.
Mit mehr Besuchern rechnet Nachama nicht. Deren Zahl sei in der Vergangenheit bereits kontinuierlich gestiegen und liege derzeit bei 500 000 pro Jahr. Mit dem Neubau steige aber die Qualität der Präsentation, weil die Besucher nicht mehr bei Wind und Wetter im Freien ausharren müssten.

 

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