Tagebuch

25. April 2005

Nachama fürchtet „Reichsgedenkstättenhauptamt“
Am Dienstag wird wieder über die Bundesstiftung für NS-Erinnerungsorte debattiert. Der Topographie-Chef warnt vor Zentralismus
Sabine Beikler

[...] Bei der ersten Anhörung zweifelte Andreas Nachama, Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, noch an dem Sinn einer „One-Stop-Agency“ zur Erinnerung an Opfer und Täter der NS-Diktatur. Inzwischen hat er sich mit dem Gedanken einer Bundesstiftung angefreundet. Eine Zusammenarbeit unter den Einrichtungen könne aber nur funktionieren, wenn „alle Stiftungen inhaltlich unabhängig arbeiten können“. Die Bundesstiftung müsse auf jeden Fall ein „gläsernes Dach“ haben. „Wenn nicht, besteht die Gefahr, ein Reichsgedenkstättenhauptamt aufzubauen“, sagte Nachama polemisch. [...]


16. April 2005

Erinnerung am historischen Ort
Podiumsdiskussion zu Gedenkstätte für ermordete Juden am Michelsberg
Martina Meisl

WIESBADEN Wo einmal Wiesbadens größte Synagoge stand, soll ein Ort zum namentlichen Gedenken an die von den Nationalsozialisten ermordeten Wiesbadener Juden entstehen. Bei einer Podiumsdiskussion im Rathaus ging es um die Hintergründe.
 

Photo: Edgar Brück

Die Idee ist nicht neu: Seit mehr als 20 Jahren wird um die Gedenkstätte am Michelsberg gerungen. Den angeblichen Konsens in der Sache überlagert eine Mischung aus Bürokratie und parteipolitischem Streit. Mit den Hintergründen sowie der Notwendigkeit einer Erinnerungsstätte setzte sich die Podiumsdiskussion "Der Michelsberg - ein Ort der Erinnerung in der Gegenwart" auseinander, zu der das Aktive Museum Spiegelgasse ins Rathaus eingeladen hatte.
[...]Einen weiteren Aspekt des namentlichen Erinnerns steuerte der Berliner Rabbiner Andreas Nachama bei. Es entspreche der jüdischen Tradition, zu bestimmten Feiertagen mit dem Verlesen von Namenslisten der Toten zu gedenken. [...]



15. April 2005

Am 8. Mai wird nichts zu sehen sein
Ausstellung zum Gestapo-Hausgefängnis der "Topographie" verzögert sich
Marlies Emmerich

Die Endlos-Geschichte um den Bau des NS-Dokumentationszentrums "Topographie des Terrors" wird um ein Kapitel reicher: Die Topographie-Stiftung kann die geplante Ausstellung über das Gestapo-Hausgefängnis nicht zum 8. Mai zeigen. Grund ist, dass der verseuchte Boden auf dem Gelände neben dem Martin-Gropius-Bau bisher noch nicht ausgetauscht worden ist. Stiftungsdirektor Andreas Nachama sagt dazu: "Vom Termin zum Tag der Befreiung rede ich gar nicht mehr, wir warten in Ruhe ab." Nachama rechnet damit, dass frühestens im Spätsommer, vielleicht im Herbst, das fertige Projekt zu besichtigen ist.
[...]Bei den Abrissarbeiten war aber nicht daran gedacht worden, den kontaminierten Boden ringsherum zu beseitigen. "Über den Abräumungszeitraum lässt sich auch heute nichts Genaues sagen", so Nachama.
Und pünktlich zum 60. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai sollte sich das Publikum die Geschichte des "Hausgefängnisses der Gestapo" ansehen können. "Auf Disketten ist längst alles fertig", sagt der Stiftungsdirektor. Selbst die stark besuchte Dauerausstellung über die Historie dieses Ortes sei völlig neu bearbeitet fertig.

[..] Damit die Ausstellung zum Hausgefängnis realisiert werden kann, muss eigentlich nur noch eine Vorlage den parlamentarischen Hauptausschuss passieren. "Das Geld ist da, aber eben noch nicht bewilligt", sagt Nachama.
Auch für den eigentlichen Neubau sind bereits Verzögerungen absehbar, obwohl der Bund im Mai 2004 die "Topographie" vom Land Berlin zur Beschleunigung übernommen hatte. Die Ausschreibung für den dafür notwendigen, weiteren Wettbewerb gibt es seit dieser Woche - mit mehrmonatiger Verspätung. Am 25. Januar 2006 sollen dann schließlich die Preisrichter entscheiden, welcher Entwurf umgesetzt wird. Nachama geht derzeit davon aus, dass in den Jahren 2008 oder 2009 Baubeginn ist. Zuletzt war allerdings schon von einer Fertigstellung im Jahr 2008 die Rede.

Estrongo Nachama -
der Kantor mit dem goldenen Herzen

 

Gedenkveranstaltung des Jüdischen Kulturvereins (JKV) und der Abraham-Geiger-Kolleges
10. April 2005

von rechts: Dr. Irene Runge (JKV), Rabbiner Dr. Walter Homolka (Direktor A.-Geiger-Institut), Rabbiner Dr. Andreas Nachama  

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