Tagebuch

24.März 2005

Jüdische Allgemeine 24.März 2005

Gemeinschaft mit Gefühl
Hartz IV, Ein-Euro-Jobs und Profite:
Warum das Judentum soziale Kälte in die Nähe des Götzendienstes rückt
Rabbiner Andreas Nachama

Die soziale Verfassung der Bundesrepublik wird vor dem Hintergrund von mehr als fünf Millionen Arbeitslosen in Frage gestellt. Die Parteien sind sich darin einig, daß der Sozialstaat durch radikale Einschnitte reformiert werden muß. So soll Deutschland für den globalisierten Markt fit gemacht werden. Gleichzeitig soll die Staatsverschuldung auf maximal drei Prozent des Bruttosozialproduktes begrenzt werden, um künftigen Generationen keine übermäßige Last aufzuerlegen. Arbeitslosenversicherung, Sozialhilfe, Rentenversicherung werden „umgebaut“ – ein anderes Wort für „heruntergefahren“. Unternehmen, die riesige Gewinne verbuchen, entledigen sich ihrer Beschäftigten, um ihren Profit zu maximieren.
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11.März 2005

"Berlin 1945" auf der Zitadelle
Spandau: Ehemaliges Gas-Laboratorium für Ausstellung der Stiftung Topographie des Terrors restauriert
Helga Labenski

[...] Wo bis 1945 die Wehrmacht mit Kampfgas experimentierte, wird den Sommer über eine breit angelegte Dokumentation über die letzten Kriegsmonate, das NS-System und den Neuanfang zu sehen sein. "Wir sind sehr froh über diesen Raum, der auch vom Ambiente her das Thema Krieg und Frieden in allen unterschiedlichen Facetten beleuchtet", sagt Stiftungschef Andreas Nachama. "Wie aktuell das Thema ist, hat die unnötige Diskussion in Steglitz-Zehlendorf gezeigt." [...]


11. März 2005


Das gelbe Schloss
Die Zitadellen-Kaserne wurde für die Ausstellung "Berlin 1945" saniert
Marcel Gäding

[...]
Weil das Haus wegen der fehlenden Belüftung und Heizung kein geeigneter Ort für wertvolle Ausstellungsgegenstände ist, wird im Rahmen von "Berlin 1945" nur kopiertes Material gezeigt. "Es werden reproduzierte Texte und Fotos ausgestellt", sagt Andreas Nachama, der Direktor der Stiftung Topografie des Terrors. Es werde eine Rückblende sein und eine Schau, die aufzeigt, wie es zu dem Jahr 1945 kam. [....]


10. März 2005

Jüdische Allgemeine 

Die zweite Stimme
Allgemeine Rabbinerkonferenz nahm ihre Arbeit auf

[...] Die Gründungsmitglieder Landesrabbiner Salomon Almekias-Siegl (Leipzig), Rabbiner Henry G. Brandt (Augsburg), Rabbinerin Gesa Ederberg (Weiden), Landesrabbiner William Wolff (Schwerin), Rabbiner Andreas Nachama (Berlin), Rabbiner Daniel Katz (Duisburg) sowie Rabbiner Jonah Sievers (Braunschweig) wählten aus ihrer Mitte Rabbiner Brandt zum Vorsitzenden. Die Rabbiner William Wolff und Jonah Sievers wurden zu seinen Stellvertretern, Sievers zusätzlich zum Schriftführer bestimmt. In ihrer Satzung spricht sich die ARK dafür aus, ihre „Aufgaben zum Wohle der Juden in Deutschland (...) in Anerkennung und Wertschätzung unterschiedlicher Meinungen in manchen halachischen Fragen“ erfüllen zu wollen. Gleichzeitig gründeten die Rabbiner ein Allgemeines Bet Din (ABD), das Statusfragen klären, Übertritte ermöglichen und in Fragen des Eherechts sowie in anderen religionsgesetzlichen Fragen entscheiden soll. Mitglied im Allgemeinen Bet Din kann laut ihrer Satzung nur sein, wer Mitglied in der Allgemeinen Rabbinerkonferenz ist. Sein Vorstand ist mit dem der Allgemeinen Rabbinerkonferenz identisch. [...]


5. März 2005

Berchtesgaden: Einmal die Präsidentensuite durchschreiten
Iris Melcher

[...] Der Obersalzberg als »Lernort der Demokratie« (Dr. Andreas Nachama) sei nicht isoliert zu sehen, sondern müsste, um erfolgreich zu sein, in ein touristisches Konzept eingebunden werden. »Glück auf«, wünschte Schaupp dem nunmehr größten Arbeitgeber der Gemeinde, mit 140 geplanten Arbeitsplätzen.


8.3.2005

Gut geschlafen?
Urlaub auf dem Obersalzberg. Dort, wo Adolf Hitler eine Residenz hatte, bietet ein Intercontinental Resort Entspannung
Thomas Schuler

OBERSALZBERG [...] Der Berliner Rabbiner Andreas Nachama etwa berät die Dokumentationsstätte Obersalzberg und sagt, "die unmittelbare Nachbarschaft von einem Hotel der internationalen Touristenklasse und dem Ausstellungspavillon auf dem Obersalzberg" sei eine Voraussetzung dafür, diesem Lernort eine dauerhafte Chance zuzubilligen. In der Nachkriegszeit sei der Obersalzberg Jahrzehnte lang ein Ärgernis gewesen, weil "in unfachmännisch und zweifelhaft gestalteten Postkarten und Bildbänden ein unzulässiges Obersalzbergbild waberte." Durch das Hotel werde die Dokumentation nun nicht nur von denen, die sie bewusst ansteuern, sondern auch von Touristen gesehen. [...]


 3.3.05

[...] Außer dem bayerischen Finanzminister, sozusagen als Hausherr - Bauherr und Erbpachtnehmer des Hotels ist die Gewerbegrund, eine Tochter der Bayerischen Landesbank -, trat nur der Hoteldirektor bei der Pressekonferenz auf, beide sekundiert bei der heiklen politisch-historischen Bewertung von prominenten Fachleuten, von Rabbi Andreas Nachama, dem Direktor der Stiftung Topographie des Terrors in Berlin, und von Volker Dahm, dem Leiter des Instituts für Zeitgeschichte in München. Nicht noch einmal wollte man sich dem Vorwurf aussetzen, zu viel von Wellness, Golf und Ski, von Konferenzen, Incentive-Veranstaltungen und von Luxus zu sprechen und zu wenig über die Schrecken des Ortes, die grausamen Pläne, die hier geschmiedet wurden.

„Nicht protzig, nicht aufdringlich, nicht jodlerisch
"Je mehr Leute herkommen, desto mehr werden das Dokumentationszentrum sehen." So praktisch sieht es Rabbi Nachama. Nur weil "die Herren der tausend Jahre zwölf Jahre, vier Monate und acht Tage hier gehaust" hätten, dürfe man der Landschaft nicht verwehren, ihr eine der Geschichte angemessene goldene Zukunft zu wünschen. Nachama nannte den Obersalzberg mit seiner kombinierten Nutzung einen "Lernort", vergleichbar mit anderen prominenten Nazi-Orten wie dem Olympiastadion oder dem Flughafen Tempelhof in Berlin, die beide trotz ihrer Vergangenheit wieder genutzt würden. "NS-Orte entmystifiziert man am besten, indem man das normale Leben einziehen läßt", bekräftigte Volker Dahm und trug noch einmal das Konzept des 1999 eröffneten Dokumentationszentrums auf dem Obersalzberg vor, das die Heile-Bergwelt-Propaganda der Hitlerzeit mit dem realen Horror von Krieg und Holocaust konfrontiert.


2. März 2005

Historiker fordern Gesamtdarstellung des NS-Regimes
Kritik an der Arbeit der Gedenkstätten / Vorschläge für die geplante Bundesstiftung in Berlin
[ ...] Andreas Nachama von der Stiftung "Topographie" etwa lehnte den Wunsch nach einer polemisch "One-Stop-Agency" für NS-Geschichte in Berlin titulierten Organisation ab, seiner Ansicht nach bilden die Einrichtungen ein Mosaik, aus dem ein "umfassendes Bild" der NS-Herrschaft entsteht. Die Berufung eines "Reichsgedenkstättenhauptverwesers" werde das Ende einer "Vielschichtigen demokratischen Erinnerungskultur" bedeuten. [...]


2. März 2005

NS-Gedenkstätten fürchten um ihre Unabhängigkeit
Idee für Bundesstiftung stößt bei Topographie des Terrors und Haus der Wannsee-Konferenz auf Kritik
Lars von Törne

[...] Die schärfste Kritik kam von Andreas Nachama, dem geschäftsführenden Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, die bislang zur Hälfte vom Bund finanziert wird. „Wir brauchen keine One-Stop-Agency“ zur Erinnerung an Opfer und Täter des Nationalsozialismus, hielt Nachama polemisch der Kulturstaatsministerin Christina Weiss entgegen, die zuvor für ihr Konzept einer gemeinsamen Struktur geworben hatte. Es sei „fragwürdig“, ob eine zentrale Stiftung die Arbeit der vier Einrichtungen zu verschiedenen Aspekten des Nationalsozialismus sachgerecht fortführen könne. Als schlechtes Beispiel verwies Nachama auf die Zusammenlegung mehrerer Berliner Museen zum Stadtmuseum Berlin: „Die einzelnen Häuser sind nahezu aus dem Bewusstsein der Berliner verschwunden, die neue Institution hat wenig an Konjunktur gewonnen.“ [...]


1.3.2005

Alles eins?
Kolloquium zur Gedenkstättenkonzeption der Bundesregierung
Andreas Baum

Geht es nach dem Willen der Bundesregierung, dann sollen die vier Berliner Gedenkstätten der NS-Diktatur unter das Dach einer Bundesstiftung. Das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas, die Gedenkstätte deutscher Widerstand, die Ausstellung "Topographie des Terrors" und das Haus der Wannseekonferenz sollen dann gemeinsam verwaltet werden.

[...] Das Konkurrenzverhältnis zwischen den Gedenkstätten, das hier mitschwingt, ist eines der starken Argumente dafür, sie unter das Dach einer Verwaltung zu bringen. Andreas Nachama, Stiftungsdirektor der Topographie des Terrors, die sich um die Reste des Berliner Gestapogefängnisses kümmert, will keinen zentralen Erinnerungsort für alle Verbrechen des Dritten Reiches, an dem pauschal die Pflicht zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit abgegolten werden kann: "Wenn ich mir hier in Berlin die Frage stelle, wohin soll ich gehen, um der Millionen Opfer der Nationalsozialisten zu gedenken, dann muss ich mir zunächst einmal die Frage stellen, welcher Opfer denn?"

Dass also den Opfergruppen nicht zentral und gemeinsam gedacht wird, ist Nachama zufolge die logische Konsequenz aus der Geschichte - er warnt davor, in einer Bundesstiftung ohne Sinn für Unterschiede Gedenkstättenkonzepte zusammenzurühren, die einfach nicht zusammengehören. Das könnte man später bereuen. "Die einzelnen Zutaten waren zwar gut, aber deshalb Vorspeise, Hauptspeise und Nachtisch zusammenzuschütten mit dem richtigen Argument: Sie kommen doch sowieso in den gleichen Magen, verdirbt allen den Appetit und lehrt etwas über die begrenzte Aussage von richtigen Argumenten."

Trotz aller Skepsis lehnt keiner der Gedenkstättenleiter eine Bundesstiftung grundsätzlich ab. Zu verführerisch ist die Vorstellung kontinuierlicher Finanzierung durch den Bund, endlich frei von den Zwängen des maroden Berliner Haushaltes. Aber eben nur unter bestimmten Bedingungen. Nachama: "Ich plädiere nicht gänzlich gegen die Einrichtung einer Dachorganisation in Form einer Bundesstiftung - wenn es ein nahezu unsichtbares Dach bleibt. Wenn die einzelnen Einrichtungen ihr Profil, ihre Unabhängigkeit behalten. [...]" Sollte die Stiftung eingerichtet werden, stellt sich natürlich die Frage, welche Orte sie noch betreuen könnte: Das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen zum Beispiel, vor den Toren Berlins. Und auch die Idee einer weiteren Bundesstiftung wurde laut: Sie soll dann parallel die Gedenkstätten der SED-Diktatur zusammenfassen.


1. März 2005

NS-Gedenken ohne zentrale Perspektive
In der Diskussion über die Gründung einer Bundesstiftung für NS-Gedenkstätten haben in Berlin betroffene Einrichtungen und Historiker weiteren Klärungsbedarf angemahnt. Bei einem Kolloquium zur künftigen Gedenkstätten-Konzeption der Bundesregierung sprachen sich sowohl Andreas Nachama von der "Topographie des Terrors" als auch der Gründungsdirektor der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Peter Steinbach, für eine unabhängige Arbeit unter dem Dach der Stiftung aus. Synergieeffekte dürften nicht zur Schließung einzelner Bereiche innerhalb der Gedenkstätten führen. [...].

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