Noch zu retten Aus kalendarischen Gründen werden in diesem Jahr zwei Wochenabschnitte an einem Schabbat zusammen gelesen. In anderen Jahren können sie zuweilen auch jeder für sich allein stehen. Nicht nur, weil beide Abschnitte hintereinander stehen, sondern auch inhaltlich gibt es Bezüge. [...] mehr 23. April 2009
Pro was? [...] Rabbiner Andreas Nachama: „Für mich hat Religionsunterricht grundsätzlich nichts an einer öffentlichen Schule zu suchen.“ Er favorisiere das US-amerikanische Modell von außerschulischem Religionsunterricht in einer Sonntagsschule. [...] 09. April 2009
Richtfest für «Topographie des Terrors» am 11. Mai Nach jahrelangen Verzögerungen wird am Neubau des Dokumentationszentrums «Topographie des Terrors» in Berlin am 11. Mai Richtfest gefeiert. «Der Rohbau ist fertig», sagte der geschäftsführende Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, der Nachrichtenagentur ddp. Beim Gebäude auf dem ehemaligen Prinz-Albrecht-Gelände in Kreuzberg liege man damit im Zeitplan. Lediglich die Arbeiten an den Außenanlagen seien infolge der langen Frostperiode etwa 14 Tage im Rückstand. Doch das sei kein Problem. 19. März 2009
Für das Leben lernen Gelegentlich wird die Öffentlichkeit aus ihrem ritualisierten Dauerdiskurs zum Schulwesen in Deutschland herausgerissen: Erst in den USA, jetzt auch hier, werden Schüler zu Killern an Lehrern und Mitschülern. Die Antworten, mit denen wir uns Sand in die Augen streuen, um dann wieder ruhig schlafen zu können, machen grausame Computerspiele, angeblich überalterte Lehrer oder verlotterte Schulbauten zu Schuldigen an dieser Situation. mehr 05. März 2009
Erinnerung, die schwebt Schrilles, metallisches Kreischen und lautes Hämmern dröhnt über das Gelände an der Wilhelmstraße/Ecke Niederkirchnerstraße – die unverkennbare Geräuschkulisse von Bauarbeiten. Im Zentrum des Lärms thront ein grauer, viereckiger Klotz, über den sich ein gelber Kran in den Himmel streckt: Noch wirkt der Rohbau aus Stahl und Beton wenig luftig, doch bereits im kommenden Jahr soll die „Topographie des Terrors“ im sogenannten „schwebenden Pavillon“ ihre Räume beziehen. mehr 16. Februar 2009
Ein Lernort unmittelbar am Tatort Der Bauzaun verstellt noch ein wenig den Blick, die Perspektive. Aber der »schwebende Pavillon« ist schon zu erahnen. Der Rohbau aus Stahl und Beton schräg gegenüber dem Abgeordnetenhaus, direkt am Orte der einstigen Führungszentren von Gestapo, Reichssicherheitshauptamt und SS, wo der millionenfache Tod von Juden und anderen in ganz Europa geplant, dirigiert und auch teils besiegelt wurde, ist fast fertig – kein Museum, wie Stiftungsdirektor Andreas Nachama sagt, sondern ein Lernort direkt im einstigen Zentrum des Bösen. [...] »Es ist ein wenig wie mit einer Spieluhr. Wenn sie gut eingestellt wurde, gibt es einen guten Klang«, sagt Nachama. Und so sei es jetzt hier. Es gehe alles seinen geordneten Gang. Zeit und Finanzplan liegen im Limit. Steigende Preise und andere Unwägbarkeiten hemmten das Baugeschehen nicht, weil Risiken einkalkuliert worden seien und bei Bedarf Geld planmäßig aus Rückstellungen zugeschaltet werden könnte. [...] Welche Vision hegt man mit der Topographie des Terrors, wenn der Lernort im Komplex fertig sein wird? »Die Besucher sollen direkt im einstigen Zentrum des Bösen eine Vorstellung davon bekommen, wohin Polizeimacht führen kann, die nicht demokratisch verfasst ist und nicht kontrolliert wird«, entgegnet Nachama. Dass Bürger von Polizei oder Militär drangsaliert, verhaftet, gefoltert wurden oder einfach verschwanden, das habe es noch nach 1945 gegeben – z. B. in Chile oder Griechenland. 08. Februar 2009
Bund ist der größte Bauherr in Berlin Der Bund ist mit seiner Bautätigkeit, die aktuell ein Investitionsvolumen von rund vier Milliarden Euro umfasst, der mit Abstand größte Bauherr in der Hauptstadt. Doch wie bei privaten Investoren, ziehen sich auch die Arbeiten auf den bundeseigenen Baustellen oft erstaunlich in die Länge - falls sie denn überhaupt begonnen werden.
[…] 18. Januar 2009
"Es geht voran, und das ist schön" 2006 gewannen die Architekten Heinle, Wischer und Partner den Wettbewerb für den Bau des Informationszentrums der "Topographie des Terrors". Hier spricht Stiftungsleiter Andreas Nachama über den Fortschritt bei dem Bauprojekt, das alte West-Berlin und sagt, warum im Konflikt Israels mit den Palästinensern die Waffen schweigen sollten. Die Stiftung "Topographie des Terrors" klärt über die Mechanismen des Nazi-Repressionsapparates auf. Von dem Gelände an der Wilhelmstraße aus organisierten Gestapo und SS unter anderem den Mord an den europäischen Juden. Lange wurde um ein Informationszentrum für die "Topographie" gerungen. Zunächst sollte der Schweizer Peter Zumthor das Zentrum errichten. Doch der Bau wurde wegen Kostenüberschreitungen gestoppt und neu ausgeschrieben. Das Interview dokumentiert den aktuellen Stand des Vorhabens.
Welt am Sonntag: Herr Nachama, das "Topographie"-Infozentrum ist im Rohbau fast fertig, glücklich? Andreas Nachama: Ja. Ich kann mich noch gut an das Jahr 2004 erinnern, als der Weiterbau des Entwurfs von Peter Zumthor endgültig stagnierte und von keiner Seite mehr eine Lösung in Sicht schien. Damals hatte ich - trotz der anderslautenden Bekräftigungen aus der Politik - den Glauben an die Realisierung des Neubaus verloren. Als dann der Bund das Projekt an sich zog und die Reißleine für den Zumthor-Entwurf zog, fürchtete ich, es könnte versucht werden, unser Konzept zu relativieren. Nun kann man erkennen: Das ist nicht geschehen - es geht voran, das ist schön. Welt am Sonntag: Ist das Projekt im Zeitplan? Nachama: Absolut. Im April/Mai wollen wir Richtfest feiern. Das Gebäude und die dazugehörende Grünanlage sollen im Dezember übergeben und im Mai nächsten Jahres eröffnet werden. Auch der Wintereinbruch sollte daran nichts ändern. Welt am Sonntag: Reicht das Geld? Zumthors Entwurf wurde ja wegen Kostensteigerungen in Millionenhöhe aufgegeben. Nachama: Sie werden staunen, auch was die Kosten anlangt, sind wir gut im Plan. Wir haben 19 Millionen Euro für den Bau, die übrigen sechs Millionen stehen für die Ausrüstung und personelle Bespielung bereit. Ich bin in allen Beiratssitzungen mit Vertretern des Finanzministeriums und Kulturministers dabei. Nach jetzigem Stand reicht das Geld. Welt am Sonntag: Die "Topographie" ist eine der am meisten besuchten Orte Berlins mit jährlich um die 500 000 Besucher. Ist das neue Gebäude für den Ansturm gewappnet? Nachama: Es würde mich wundern, wenn diese Zahlen noch steigerungsfähig wären. Immerhin haben wir jährlich allein 1000 Gruppen mit im Schnitt 15 Personen, die wir betreuen. Aber man muss auch sehen, dass manch anderer Besucher nicht nur unseretwegen kommt, sondern wegen der Reste der Berliner Mauer am nördlichen Rand unseres Geländes. Sie entdecken nebenbei unser Gelände. Das finde ich aber nicht schlimm. Welt am Sonntag: In dem Neubau gibt es auch Seminarräume und eine Präsenzbibliothek, für welche Nutzung? Nachama: Wir werden dort auch politische Bildungsarbeit machen, aber nicht als Standardprogramm. Ein Beispiel: Wenn etwa eine Besuchergruppe aus Griechenland kommt, können wir diese bei uns über das Besatzungsregime in Griechenland informieren. Was Einzelpersonen anlangt, kommen zu uns auch nicht wenige, die einen Angehörigen hatten, der während des Dritten Reiches an der Prinz-Albrecht-Straße arbeitete. Das muss zwar nicht heißen, dass derjenige bei der Gestapo oder dem Sicherheitsdienst arbeitete, aber wir versuchen, den Angehörigen zu helfen. Welt am Sonntag: Sprengt das nicht den Auftrag der Topographie-Stiftung? Das klingt ein wenig nach NS-Ahnenforschung. Nachama: Nein, so ist das natürlich nicht. Was die Opferschicksale anbelangt, informieren wir bekanntlich seit Jahren über die Verfolgung und Folterungspraktiken des Naziregimes. Die Keller des Reichssicherheitshauptamtes, in denen dazu Schautafeln montiert sind, haben wir ja schon vor Jahren freigelegt. Auch dort ist der verbrecherische Charakter des Regimes dokumentiert. Was aber Opferbiografien angeht, so ist das Centrum Judaicum an der Oranienburger Straße, mit dem wir zusammenarbeiten, der richtige Anlaufpunkt. Die Angehörigen der Opfer sind, was man immer wieder sagen muss, auch recht gut organisiert. Welt am Sonntag: In den 80er-Jahren war das Areal an einen Transvestiten vermietet, der dort das Fahren ohne Führerschein ermöglichte. Ein Typ namens Straps-Harry, eine Geschichte aus dem Tollhaus West-Berlin ... Nachama (lacht): Ja, ein furchtbarer Name, aber so war das. Gegenüber, an der Wilhelmstraße, gab es eine Kneipe, die "Lands End" hieß. Das war in vielerlei Hinsicht "Lands End", fast Niemandsland. Es war ein Abbild West-Berlins. Welt am Sonntag: Sie waren damals auch schon neben dem Topographie-Gelände zugange! Nachama: Ja, 1980 organisierten wir im Martin-Gropius-Bau die Preußen-Ausstellung. Da entdeckten wir das Gelände. Dass das Gelände zu meinem Lebensthema werden würde, ahnte ich damals noch nicht. Welt am Sonntag: Sie waren von 1997 bis 2001 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Berlins, gelten als progressiv. Was sagen Sie zu dem Krieg in Gaza? Nachama: Als ehemaliger Vorsitzender kann ich mich nicht mehr äußern, denn das liegt sieben Jahre zurück. Ich bin auch kein Israeli. Aber als Historiker würde ich sagen: Treitschke, der nicht nur ein Antisemit, sondern auch ein Menschenfeind war, sagte, der Krieg sei die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. In Wahrheit ist der Krieg ein Beleg für die Unfähigkeit der Politiker auf allen Seiten. Das lässt sich hier beweisen: Weder für Politiker in Palästina, Europa, Amerika oder Israel kam der Ausbruch der Gewalt als Tsunami, sondern jeder konnte mindestens in der Zeitung lesen, dass der Waffenstillstand vor Monaten aufgekündigt war, dass ständig Raketen auf den Süden Israels fielen. Wenn jetzt Staatspräsidenten, Europaaußenbeauftragte oder Außenminister in geschäftige Hektik verfallen, wird wieder einmal nur deutlich, wie armselig Politik ist. Welt am Sonntag: In welcher Weise? Nachama: Sie schaut nicht voraus, sondern sie versucht sich im Stopfen von Löchern. Als Rabbiner hoffe und bete ich, dass alle Geschöpfe Gottes endlich begreifen, dass Gewalt und Hass kein Weg in die Zukunft pflastern - und als Zeitgenosse weiß ich, dass Frieden immer nur zwischen Feinden geschlossen wurde. Wer hätte vor 20 Jahren zu dieser Zeit gedacht, dass Europa, Deutschland oder Berlin vereinigt sein würden. Was für eine glänzende Zukunft könnten alle Menschen in Israel und Palästina haben, wenn sie an einem Strang zögen ... Welt am Sonntag: Daniel Barenboim sagte jüngst, Gewalt sei auf beiden Seiten inakzeptabel. Ist dies realistisch? Nachama: Maestro Daniel Barenboim, der große Pianist und Dirigent, spricht in der Sprache der Philharmonie. Wenn die Musik keine Brücken bauen kann, wer dann, wenn die Künstler keine Visionen haben, was dann? Ja, er hat Recht. Gewalt löst keine Probleme - auf keiner Seite. Welt am Sonntag: Radikale Palästinenser sagen, Israels Aktionen in Gaza ähnelten Nazi-Methoden. Was sagen Sie dazu? Nachama: Unter Nazimethoden verstehen wir den Zivilisationsbruch von Auschwitz - in anderen Worten nicht Krieg, sondern das fabrikmäßige Morden von Menschen, zum Beispiel Juden, "Zigeunern", Polen und vielen anderen. Menschenfeindlich sind Mörder mit Sprengstoffgürteln genauso wie Soldaten oder Guerillakämpfer, denn - davon bin ich überzeugt - jeder Konflikt ließe sich auch am Verhandlungstisch klären und wird schlussendlich am Verhandlungstisch gelöst. Wenn man schon Vergleiche anstellt, dann müsste man feststellen, dass die Nazis ihr eigenes Volk für ihre politischen Ziele geopfert haben, einen aussichtslosen Krieg angezettelt haben, ja den Krieg in ihre eigenen Städte gebracht haben, bis nur noch ein Schutthaufen bei Potsdam die traurige Bezeichnung für Berlin war. Welt am Sonntag: Wenn Sie einen Wunsch als Leiter der "Topographie" äußern dürften, dann wäre das ...? Nachama: Dass viele Leute in den Neubau kommen und Neues für sich erfahren und mitnehmen. Welt am Sonntag: Sie sind seit 1994 Direktor der Stiftung und nun 57 Jahre alt, wie lange wollen Sie den Job noch ausüben? Nachama: Schon noch eine Weile, schauen wir mal. 10./11. Januar 2009
Wo waren Sie, als die Mauer fiel? 1989 fand die Gedenkveranstaltung für die Opfer des 9. November 1938 schon am 8. November in Anwesenheit des Vorsitzenden des Zentralrates der Juden und zugleich Berliner Gemeindevorsitzenden Heinz Galinski und des damaligen Regierenden Bürgermeisters Walter Momper statt. Am 9. November 1989 befand sich Galinski als Teilnehmer am Staatsbesuch mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl in Warschau. 07. Januar 2009
Sushi und Hedgefonds
Als Donald Trump mit seinem riesigen Unternehmen
1992 nahezu pleiteging, war ich
gerade in den Vereinigten Staaten, und ein
jüdischer Museumskurator sagte zu mir: „Ein Glück, dass Trump kein Jude ist.“ Bei 07. Januar 2009
Topographie des Terrors Der Rohbau ist schon fertig BILD-Besuch auf Berlins bedeutendster Baustelle. Dr. Andreas Nachama (57), Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, zeigt freigelegte Fundamente, junge Bäume. Hier, zwischen Wilhelmstraße und Martin-Gropius-Bau, entsteht der Neubau (24 Mio. Euro) für die Dauerausstellung. Der Rohbau ist fertig, im Robinien-Wäldchen daneben sind gerade Japanische Pagodenbäume gepflanzt worden. [...] Sein Atem steht weiß in der Winterluft, die blauen Augen leuchten: „Endlich geht es voran – das fühlt sich gut an!“ [...] 2009 werden Bau und Außenanlage fertiggestellt, im Mai 2010 soll Eröffnung sein. „Der Ort ist aufgrund seiner Leere irritierend“, sagt Nachama, „dies soll mit der Neugestaltung unterstrichen werden.“
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