Tagebuch


30. April 2009

JAW

Noch zu retten
Umkehr und gute Taten können den Menschen zurück zur Heiligkeit führen
Rabbiner Andreas Nachama

Aus kalendarischen Gründen werden in diesem Jahr zwei Wochenabschnitte an einem Schabbat zusammen gelesen. In anderen Jahren können sie zuweilen auch jeder für sich allein stehen. Nicht nur, weil beide Abschnitte hintereinander stehen, sondern auch inhaltlich gibt es Bezüge. [...] mehr


23. April 2009

JAW

Pro was?
Vor dem Volksentscheid: jüdische Positionen zum Religions- oder Ethikunterricht
Alice Lanzke

[...] Rabbiner Andreas Nachama: „Für mich hat Religionsunterricht grundsätzlich nichts an einer öffentlichen Schule zu suchen.“ Er favorisiere das US-amerikanische Modell von außerschulischem Religionsunterricht in einer Sonntagsschule. [...]


09. April 2009

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Richtfest für «Topographie des Terrors» am 11. Mai
ddp

Nach jahrelangen Verzögerungen wird am Neubau des Dokumentationszentrums «Topographie des Terrors» in Berlin am 11. Mai Richtfest gefeiert. «Der Rohbau ist fertig», sagte der geschäftsführende Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, der Nachrichtenagentur ddp. Beim Gebäude auf dem ehemaligen Prinz-Albrecht-Gelände in Kreuzberg liege man damit im Zeitplan. Lediglich die Arbeiten an den Außenanlagen seien infolge der langen Frostperiode etwa 14 Tage im Rückstand. Doch das sei kein Problem.

Nachama äußerte sich zuversichtlich, dass das Gebäude Ende dieses Jahres oder Anfang 2010 übergeben werden könne. Dann blieben etwa vier Monate für den Aufbau der Dauerausstellung über die Geschichte der Terrorzentralen des Nazi-Regimes, die dort von 1933 bis 1945 ansässig waren. Die Einweihung des Dokumentationszentrums ist für Anfang Mai 2010 geplant. Er gehe davon aus, dass dieser Termin anlässlich des 65. Jahrestags des Kriegsendes vom 8. Mai 1945 gehalten werden könne. [...]


19. März 2009

Für das Leben lernen
In der Schule geht es nicht nur um Leistung, sondern auch um das gemeinsame Erreichen von Zielen
Andreas Nachama

Gelegentlich wird die Öffentlichkeit aus ihrem ritualisierten Dauerdiskurs zum Schulwesen in Deutschland herausgerissen: Erst in den USA, jetzt auch hier, werden Schüler zu Killern an Lehrern und Mitschülern. Die Antworten, mit denen wir uns Sand in die Augen streuen, um dann wieder ruhig schlafen zu können, machen grausame Computerspiele, angeblich überalterte Lehrer oder verlotterte Schulbauten zu Schuldigen an dieser Situation. mehr


05. März 2009

Erinnerung, die schwebt
Noch ein Rohbau aus Stahl und Beton – aber in einem Jahr soll die „Topographie des Terrors“ in den neuen Pavillon ziehen
Alice Lanzke

Schrilles, metallisches Kreischen und lautes Hämmern dröhnt über das Gelände an der Wilhelmstraße/Ecke Niederkirchnerstraße – die unverkennbare Geräuschkulisse von Bauarbeiten. Im Zentrum des Lärms thront ein grauer, viereckiger Klotz, über den sich ein gelber Kran in den Himmel streckt: Noch wirkt der Rohbau aus Stahl und Beton wenig luftig, doch bereits im kommenden Jahr soll die „Topographie des Terrors“ im sogenannten „schwebenden Pavillon“ ihre Räume beziehen. mehr


16. Februar 2009

Ein Lernort unmittelbar am Tatort
Der »schwebende Pavillon« auf dem Gelände der Topographie des Terrors vor dem Richtfest
Rainer Funke

Der Bauzaun verstellt noch ein wenig den Blick, die Perspektive. Aber der »schwebende Pavillon« ist schon zu erahnen. Der Rohbau aus Stahl und Beton schräg gegenüber dem Abgeordnetenhaus, direkt am Orte der einstigen Führungszentren von Gestapo, Reichssicherheitshauptamt und SS, wo der millionenfache Tod von Juden und anderen in ganz Europa geplant, dirigiert und auch teils besiegelt wurde, ist fast fertig – kein Museum, wie Stiftungsdirektor Andreas Nachama sagt, sondern ein Lernort direkt im einstigen Zentrum des Bösen. [...]

»Es ist ein wenig wie mit einer Spieluhr. Wenn sie gut eingestellt wurde, gibt es einen guten Klang«, sagt Nachama. Und so sei es jetzt hier. Es gehe alles seinen geordneten Gang. Zeit und Finanzplan liegen im Limit. Steigende Preise und andere Unwägbarkeiten hemmten das Baugeschehen nicht, weil Risiken einkalkuliert worden seien und bei Bedarf Geld planmäßig aus Rückstellungen zugeschaltet werden könnte. [...]

Welche Vision hegt man mit der Topographie des Terrors, wenn der Lernort im Komplex fertig sein wird? »Die Besucher sollen direkt im einstigen Zentrum des Bösen eine Vorstellung davon bekommen, wohin Polizeimacht führen kann, die nicht demokratisch verfasst ist und nicht kontrolliert wird«, entgegnet Nachama. Dass Bürger von Polizei oder Militär drangsaliert, verhaftet, gefoltert wurden oder einfach verschwanden, das habe es noch nach 1945 gegeben – z. B. in Chile oder Griechenland.
»Geschichte ist zwar keine Gleichung, wiederholt sich nicht mathematisch deckungsgleich, aber Strukturen werden reproduziert«, so sieht es der Stiftungsdirektor. Deshalb bleibe es wichtig zu erkennen, auf welche Weise von einem solch verhältnismäßig kleinem Quartier aus das Unheil nach nahezu ganz Europa getragen wurde, und wie unverzichtbar es sei, wachsam und tolerant zu sein sowie auf die Gewaltenteilung zu setzen. »Europa ist ja auf den Trümmern von 1945 errichtet worden, und zwar wegen der Trümmer«. Wo abseits des früheren Nationalstaates Wirtschaft-, Finanz- und Lebensräume zusammengeführt würden, verlören Grenzen Sinn und Bedeutung. »Die sicherste Grenze scheint mir die zwischen der Bundesrepublik und Luxemburg zu sein, wo sich nur noch des Nachts ein Zollhund verirrt. Wenn auch der mal überflüssig wird, erschwert es die entstandene Situation, die Waffen aufeinander zu richten«, sagt Andreas Nachama.

Rabbiner Andreas Nachama ist 57 Jahre und seit 1994 Geschäftsführender Direktor der Stiftung Topographie des Terrors. Von 1972 bis 1976 studierte er an der FU Geschichte und Judaistik, promovierte 1981 zum Thema »Ersatzbürger und Staatsbildung«. 2005 wurde er zum Professor am Lander Institute for Communication about the Holocaust and Tolerance am Touro College Berlin/New York berufen und hat sich als Autor und Publizist einen Namen gemacht. Er war von 1997 bis 2001 Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Seit 2000 ist er als Rabbiner tätig.


08. Februar 2009

Bund ist der größte Bauherr in Berlin
Isabell Jürgens

Der Bund ist mit seiner Bautätigkeit, die aktuell ein Investitionsvolumen von rund vier Milliarden Euro umfasst, der mit Abstand größte Bauherr in der Hauptstadt. Doch wie bei privaten Investoren, ziehen sich auch die Arbeiten auf den bundeseigenen Baustellen oft erstaunlich in die Länge - falls sie denn überhaupt begonnen werden. […]

Topographie des Terrors
Der offizielle Baustart für den Neubau des Dokumentationszentrums "Topographie des Terrors" an der Wilhelm- Ecke Niederkirchnerstraße wurde im Herbst 2007 gefeiert. "Schon jetzt sind die Bauarbeiten auf dem südlichen Geländeteil nahezu abgeschlossen", sagt der geschäftsführende Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama. "Im Frühjahr 2009 feiern wir Richtfest", sagt BBR-Sprecher Andreas Kübler. Damit findet eine langjährige und katastrophale Baugeschichte hoffentlich ihren Abschluss. Das Ausstellungsgebäude nach einem Entwurf der Architektin Ursula Wilms (Büro Heinle Wischer und Partner) soll in gut einem Jahr bezugsfertig sein. [...]


18. Januar 2009

Zeitungsseite Die Welt"Es geht voran, und das ist schön"
Das Gespräch nut Andreas Nachama führte Dirk Westphal

2006 gewannen die Architekten Heinle, Wischer und Partner den Wettbewerb für den Bau des Informationszentrums der "Topographie des Terrors". Hier spricht Stiftungsleiter Andreas Nachama über den Fortschritt bei dem Bauprojekt, das alte West-Berlin und sagt, warum im Konflikt Israels mit den Palästinensern die Waffen schweigen sollten.

Die Stiftung "Topographie des Terrors" klärt über die Mechanismen des Nazi-Repressionsapparates auf. Von dem Gelände an der Wilhelmstraße aus organisierten Gestapo und SS unter anderem den Mord an den europäischen Juden.

Lange wurde um ein Informationszentrum für die "Topographie" gerungen. Zunächst sollte der Schweizer Peter Zumthor das Zentrum errichten. Doch der Bau wurde wegen Kostenüberschreitungen gestoppt und neu ausgeschrieben.

Das Interview dokumentiert den aktuellen Stand des Vorhabens.

 

Welt am Sonntag: Herr Nachama, das "Topographie"-Infozentrum ist im Rohbau fast fertig, glücklich?

Andreas Nachama: Ja. Ich kann mich noch gut an das Jahr 2004 erinnern, als der Weiterbau des Entwurfs von Peter Zumthor endgültig stagnierte und von keiner Seite mehr eine Lösung in Sicht schien. Damals hatte ich - trotz der anderslautenden Bekräftigungen aus der Politik - den Glauben an die Realisierung des Neubaus verloren. Als dann der Bund das Projekt an sich zog und die Reißleine für den Zumthor-Entwurf zog, fürchtete ich, es könnte versucht werden, unser Konzept zu relativieren. Nun kann man erkennen: Das ist nicht geschehen - es geht voran, das ist schön.

Welt am Sonntag: Ist das Projekt im Zeitplan?

Nachama: Absolut. Im April/Mai wollen wir Richtfest feiern. Das Gebäude und die dazugehörende Grünanlage sollen im Dezember übergeben und im Mai nächsten Jahres eröffnet werden. Auch der Wintereinbruch sollte daran nichts ändern.

Welt am Sonntag: Reicht das Geld? Zumthors Entwurf wurde ja wegen Kostensteigerungen in Millionenhöhe aufgegeben.

Nachama: Sie werden staunen, auch was die Kosten anlangt, sind wir gut im Plan. Wir haben 19 Millionen Euro für den Bau, die übrigen sechs Millionen stehen für die Ausrüstung und personelle Bespielung bereit. Ich bin in allen Beiratssitzungen mit Vertretern des Finanzministeriums und Kulturministers dabei. Nach jetzigem Stand reicht das Geld.

Welt am Sonntag: Die "Topographie" ist eine der am meisten besuchten Orte Berlins mit jährlich um die 500 000 Besucher. Ist das neue Gebäude für den Ansturm gewappnet?

Nachama: Es würde mich wundern, wenn diese Zahlen noch steigerungsfähig wären. Immerhin haben wir jährlich allein 1000 Gruppen mit im Schnitt 15 Personen, die wir betreuen. Aber man muss auch sehen, dass manch anderer Besucher nicht nur unseretwegen kommt, sondern wegen der Reste der Berliner Mauer am nördlichen Rand unseres Geländes. Sie entdecken nebenbei unser Gelände. Das finde ich aber nicht schlimm.

Welt am Sonntag: In dem Neubau gibt es auch Seminarräume und eine Präsenzbibliothek, für welche Nutzung?

Nachama: Wir werden dort auch politische Bildungsarbeit machen, aber nicht als Standardprogramm. Ein Beispiel: Wenn etwa eine Besuchergruppe aus Griechenland kommt, können wir diese bei uns über das Besatzungsregime in Griechenland informieren. Was Einzelpersonen anlangt, kommen zu uns auch nicht wenige, die einen Angehörigen hatten, der während des Dritten Reiches an der Prinz-Albrecht-Straße arbeitete. Das muss zwar nicht heißen, dass derjenige bei der Gestapo oder dem Sicherheitsdienst arbeitete, aber wir versuchen, den Angehörigen zu helfen.

Welt am Sonntag: Sprengt das nicht den Auftrag der Topographie-Stiftung? Das klingt ein wenig nach NS-Ahnenforschung.

Nachama: Nein, so ist das natürlich nicht. Was die Opferschicksale anbelangt, informieren wir bekanntlich seit Jahren über die Verfolgung und Folterungspraktiken des Naziregimes. Die Keller des Reichssicherheitshauptamtes, in denen dazu Schautafeln montiert sind, haben wir ja schon vor Jahren freigelegt. Auch dort ist der verbrecherische Charakter des Regimes dokumentiert. Was aber Opferbiografien angeht, so ist das Centrum Judaicum an der Oranienburger Straße, mit dem wir zusammenarbeiten, der richtige Anlaufpunkt. Die Angehörigen der Opfer sind, was man immer wieder sagen muss, auch recht gut organisiert.

Welt am Sonntag: In den 80er-Jahren war das Areal an einen Transvestiten vermietet, der dort das Fahren ohne Führerschein ermöglichte. Ein Typ namens Straps-Harry, eine Geschichte aus dem Tollhaus West-Berlin ...

Nachama (lacht): Ja, ein furchtbarer Name, aber so war das. Gegenüber, an der Wilhelmstraße, gab es eine Kneipe, die "Lands End" hieß. Das war in vielerlei Hinsicht "Lands End", fast Niemandsland. Es war ein Abbild West-Berlins.

Welt am Sonntag: Sie waren damals auch schon neben dem Topographie-Gelände zugange!

Nachama: Ja, 1980 organisierten wir im Martin-Gropius-Bau die Preußen-Ausstellung. Da entdeckten wir das Gelände. Dass das Gelände zu meinem Lebensthema werden würde, ahnte ich damals noch nicht.

Welt am Sonntag: Sie waren von 1997 bis 2001 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Berlins, gelten als progressiv. Was sagen Sie zu dem Krieg in Gaza?

Nachama: Als ehemaliger Vorsitzender kann ich mich nicht mehr äußern, denn das liegt sieben Jahre zurück. Ich bin auch kein Israeli. Aber als Historiker würde ich sagen: Treitschke, der nicht nur ein Antisemit, sondern auch ein Menschenfeind war, sagte, der Krieg sei die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. In Wahrheit ist der Krieg ein Beleg für die Unfähigkeit der Politiker auf allen Seiten. Das lässt sich hier beweisen: Weder für Politiker in Palästina, Europa, Amerika oder Israel kam der Ausbruch der Gewalt als Tsunami, sondern jeder konnte mindestens in der Zeitung lesen, dass der Waffenstillstand vor Monaten aufgekündigt war, dass ständig Raketen auf den Süden Israels fielen. Wenn jetzt Staatspräsidenten, Europaaußenbeauftragte oder Außenminister in geschäftige Hektik verfallen, wird wieder einmal nur deutlich, wie armselig Politik ist.

Welt am Sonntag: In welcher Weise?

Nachama: Sie schaut nicht voraus, sondern sie versucht sich im Stopfen von Löchern. Als Rabbiner hoffe und bete ich, dass alle Geschöpfe Gottes endlich begreifen, dass Gewalt und Hass kein Weg in die Zukunft pflastern - und als Zeitgenosse weiß ich, dass Frieden immer nur zwischen Feinden geschlossen wurde. Wer hätte vor 20 Jahren zu dieser Zeit gedacht, dass Europa, Deutschland oder Berlin vereinigt sein würden. Was für eine glänzende Zukunft könnten alle Menschen in Israel und Palästina haben, wenn sie an einem Strang zögen ...

Welt am Sonntag: Daniel Barenboim sagte jüngst, Gewalt sei auf beiden Seiten inakzeptabel. Ist dies realistisch?

Nachama: Maestro Daniel Barenboim, der große Pianist und Dirigent, spricht in der Sprache der Philharmonie. Wenn die Musik keine Brücken bauen kann, wer dann, wenn die Künstler keine Visionen haben, was dann? Ja, er hat Recht. Gewalt löst keine Probleme - auf keiner Seite.

Welt am Sonntag: Radikale Palästinenser sagen, Israels Aktionen in Gaza ähnelten Nazi-Methoden. Was sagen Sie dazu?

Nachama: Unter Nazimethoden verstehen wir den Zivilisationsbruch von Auschwitz - in anderen Worten nicht Krieg, sondern das fabrikmäßige Morden von Menschen, zum Beispiel Juden, "Zigeunern", Polen und vielen anderen. Menschenfeindlich sind Mörder mit Sprengstoffgürteln genauso wie Soldaten oder Guerillakämpfer, denn - davon bin ich überzeugt - jeder Konflikt ließe sich auch am Verhandlungstisch klären und wird schlussendlich am Verhandlungstisch gelöst. Wenn man schon Vergleiche anstellt, dann müsste man feststellen, dass die Nazis ihr eigenes Volk für ihre politischen Ziele geopfert haben, einen aussichtslosen Krieg angezettelt haben, ja den Krieg in ihre eigenen Städte gebracht haben, bis nur noch ein Schutthaufen bei Potsdam die traurige Bezeichnung für Berlin war.

Welt am Sonntag: Wenn Sie einen Wunsch als Leiter der "Topographie" äußern dürften, dann wäre das ...?

Nachama: Dass viele Leute in den Neubau kommen und Neues für sich erfahren und mitnehmen.

Welt am Sonntag: Sie sind seit 1994 Direktor der Stiftung und nun 57 Jahre alt, wie lange wollen Sie den Job noch ausüben?

Nachama: Schon noch eine Weile, schauen wir mal.


10./11. Januar 2009

Wo waren Sie, als die Mauer fiel?
Andreas Nachama, geb. 1951, Rabbiner in Berlin, GF-Direktor der Stiftung Topographie des Terrors

1989 fand die Gedenkveranstaltung für die Opfer des 9. November 1938 schon am 8. November in Anwe­senheit des Vorsitzenden des Zentralrates der Juden und zugleich Berliner Gemeindevorsitzenden Heinz Galinski und des damaligen Regierenden Bürgermeis­ters Walter Momper statt. Am 9. November 1989 befand sich Galinski als Teilnehmer am Staatsbesuch mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl in Warschau.

Ich selber war am Spätnachmittag des 9. November 1989 auf einer Mahnwache vor der ehemaligen Syna­goge in der Kantstraße 125. Gegen 22.30 Uhr wollte ich dann in den Tagesthemen sehen, wie der 9. November 1938 in den Nachrichten reflektiert werden würde. Stattdessen wurde ich dann jedoch Zeuge einer Live-Übertragung vom Grenzübergang Invalidenstraße, die belegte, dass die DDR aufgehört hatte zu existieren.

Seit 1989 bin ich nun kein Westberliner Insulaner mehr, sondern lebe und wirke in der Bundeshauptstadt Berlin, einer Stadt, die von New York bis Tel Aviv „ in" ist. Solange es aber in diesem vereinigten Berlin noch immer Schatten der Vergangenheit wie „Glatzen" und ,Rechtsradikale gibt, ist die Einheit in Freiheit noch nicht vollendet.


07. Januar 2009

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Sushi und Hedgefonds
Warum die jüdischen Gesetze in Banken und Büros ebenso akribisch beachtet werden sollten wie in Küchen und Restaurants

Rabbiner Andreas Nachama

Als Donald Trump mit seinem riesigen Unternehmen 1992 nahezu pleiteging, war ich gerade in den Vereinigten Staaten, und ein jüdischer Museumskurator sagte zu mir: „Ein Glück, dass Trump kein Jude ist.“ Bei
Robert Maxwell schaute man schon wieder betroffen zu Boden. Hingegen spricht keiner bei Stalin von seiner (christlich) russisch-
orthodoxen Herkunft. Antisemitismus gibt es auch ohne Juden und nimmt
„jüdisches“ Verhalten zum Ausgangspunkt seiner Agitation, ganz gleich ob der jüdische Protagonist erfolgreich oder gelegentlich
kriminell ist. Rabbi Benjamin Blech, der an der Yeshiva Universität in New
York Talmud lehrt, meint: „Nur weil man koscher isst und den Schabbat hütet, ist man noch längst nicht gut. […] Wenn man betrügt oder stiehlt, kann man nicht beanspruchen, ein guter Jude zu sein.“
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07. Januar 2009

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Topographie des Terrors Der Rohbau ist schon fertig
Uta Stiller

BILD-Besuch auf Berlins bedeutendster Baustelle. Dr. Andreas Nachama (57), Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, zeigt freigelegte Fundamente, junge Bäume. Hier, zwischen Wilhelmstraße und Martin-Gropius-Bau, entsteht der Neubau (24 Mio. Euro) für die Dauerausstellung. Der Rohbau ist fertig, im Robinien-Wäldchen daneben sind gerade Japanische Pagodenbäume gepflanzt worden. [...] Sein Atem steht weiß in der Winterluft, die blauen Augen leuchten: „Endlich geht es voran – das fühlt sich gut an!“ [...] 2009 werden Bau und Außenanlage fertiggestellt, im Mai 2010 soll Eröffnung sein. „Der Ort ist aufgrund seiner Leere irritierend“, sagt Nachama, „dies soll mit der Neugestaltung unterstrichen werden.“

 

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