Tagebuch

1. September 2006

Berliner Holocaust Institut erhält Bibliothek

Am 12. September nimmt in Berlin mit der Einweihung der Henry Marx Collection der Bibliothek zugleich das „Bernhard Lander Institut für Kommunikation über den Holocaust und Toleranz“ seinen Vorbereitungsbetrieb auf.
Gründungsdirektor Professor Andreas Nachama und Thomas Flierl, Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, werden den feierlichen Akt mit einem Grußwort einleiten. Es folgt ein Vortrag des Holocaust-Überlebenden Professor Henry Friedlander. Der in die USA emigrierte Historiker wird eigens zu der Veranstaltung nach Berlin reisen.
[...] Das Holocaustinsitut befindet sich auf dem Gelände von Touro College Berlin, Deutschlands erster amerikanisch-jüdischer Privatuniversität. Ziel des Instituts ist es, durch Forschung und in der Lehre Mittel und Wege zu entwickeln, um den immer wieder beklagten Überdruß an Information über den Mord der Nationalsozialisten an den europäischen Juden durch geeignete Vermittlungsmethoden zu minimieren.
Das Institut will erforschen, wie künftig auch ohne Zeitzeugen unterschiedliche Zielgruppen (z.B. Schüler, Meinungsbildner) das Themas anschaulich vermittelt werden kann. „Wie kann man der nächsten Genration, die insbesondere auch von Migrantenkindern geprägt ist, verdeutlichen, daß dem Holocaust eine Periode von gesellschaftlicher Ausgrenzung und allgemeiner Intoleranz vorausging? Wie kann man verdeutlichen, daß eine von Toleranz geprägte Gesellschaft gegen Massenmord an Nachbarn und Mitbürgern immunisiert ist, ja, daß die Existenz von Minoritäten von ihrer Toleranz anderen gegenüber und der Toleranz anderer ihnen gegenüber abhängig ist," fragt Professor Andreas Nachama.
Das neue Institut wird ab Oktober zunächst einzelne Lehrveranstaltungen im Rahmen einer Open University anbieten. Nach abgeschlossener Akkreditierung wird es ab Herbst 2007 einen Master-Studiengang über Vermittlung von Toleranz und Geschichte des Holocaust anbieten. Das Holocaust-Institut richtet sich auch an Multiplikatoren, z.B. Lehrer oder Journalisten.[...]
Die Henry Marx Collection der Bibliothek stammt aus dem Nachlass des gleichnamingen jüdischen Journalisten und Holocaust-Überlebenden, dessen zur Einweihung anwesende Witwe die Bücher dem Institut überlassen hat.


7. September 2006

«Ich war total erschüttert»

Mit dem Tag der Terroranschläge am 11. September 2001 verbindet fast jeder Erinnerungen. Der Geschäftsführer der Berliner «Topographie des Terrors», Andreas Nachama, dachte zuerst an «geschmacklose Fiction».
«Ich hatte jede Menge Termine an dem Tag. Mittags war ich beim American Jewish Committee am Potsdamer Platz. Dort wurde ein Buch vorgestellt. Ich bin dort früher weggegangen, denn am Nachmittag wartete eine andere Veranstaltung auf mich. Im Centrum Judaicum sollte um 16 Uhr die Harald-Bob-Stiftung ihre Preisverleihung veranstalten, und als Mitglied im Kuratorium wollte ich der Veranstaltung nicht nur beiwohnen, sondern auch die Preisträger begrüßen.

Also bin ich so gegen 14:30 Uhr rausgegangen und habe im Auto das Radio eingeschaltet. Dort liefen live Nachrichten aus New York, die ich aber gar nicht gleich als solche identifiziert hatte. Ich habe mich über den Inhalt gewundert und nahm an, das sei irgend so ein geschmackloses Fiction-Hörspiel, denn Flugzeuge, die das World Trade Center rammen und zum Einsturz bringen, sprengten meinen Wirklichkeitssinn. Ich schaltete schließlich um auf einen anderen Sender – doch da war das gleiche.
Nachdem ich nun realisiert hatte, was sich dort in Manhattan abgespielt hatte, war ich total erschüttert. Ich wollte sofort meine Frau anrufen. Die war an dem Tag mit einer Gruppe amerikanischer Professoren aus dem New Yorker Touro College unterwegs. Ihr Handy war aber abgeschaltet, ich war wie benommen und schrieb ihr erst mal eine SMS.
Am Anfang hat man ja gar nicht gewusst, was wirklich hinter dem Akt gesteckt hatte. Erst am Abend war klar, dass es sich wohl wirklich um einen islamistischen Terrorakt handelte.
Für den Abend des 11. September hatte ich noch eine Diskussion in Kreuzberg auf dem Programm. Zu der Veranstaltung über Integration und Toleranz hatte die Schöneberger Ausländerbeauftragte Emine Demibürken eingeladen. Die erste Konsequenz des Anschlags war, dass zwar alle Eingeladenen, besonders die türkisch-islamischen Teilnehmer zur Veranstaltung erschienen waren, aber keiner in der Stimmung war, über sehr eindeutige, die Gewalt verurteilende Betroffenheitserklärungen hinaus das Thema Toleranz an diesem Abend in einer Podiumsdiskussion zu diskutieren. Alle hatten wir erkannt: Es ging an diesem Abend nicht um Toleranz in Schöneberg, denn die Welt hatte sich verändert.
Meine Frau und ich haben zahlreiche Freunde in New York. Im Laufe der Nacht haben wir einen nach dem anderen angerufen und sie gefragt, wie sie den Tag erlebt haben. Am 12. September wurde hier in Berlin das Jüdische Museum eingeweiht. Viele jüdische Freunde aus den USA waren also an dem Tag in Berlin. Nur die Rückflüge sollten nicht klappen. Dass die Einweihung der Bibliothek im Holocaust und Toleranz Institut ebenfalls am 12. September dieses Jahres stattfindet, ist jedoch dem Zufall geschuldet.»
Andreas Nachama ist geschäftsführender Direktor der Stiftung Topgraphie des Terrors. Der Rabbiner ist zudem Gründungsdekan des «Bernhard Lander Institut für Kommunikation über den Holocaust und Toleranz», dessen Bibliothek am Dienstag, den 12. September offiziell eingeweiht wird.


14. September 2006

Erste Ordination von Rabbinern in Deutschland nach 1945
Neue Synagoge zu Dresden am 14. September 2006.


Rabbiner Dr. Brandt (links),
Rabbiner Drs. Edward van Voolen (rechts)
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25. August 2006

Baracken erinnern an Zwangsarbeiter
Deutschlandweit erstes Dokumentationszentrum
Marlies Emmerich

[...]Andreas Nachama von der Stiftung Topographie des Terrors als Träger sagte, dass die schätzungsweise rund 2 000 Lagerinsassen aus Italien,Frankreich und Belgien "vor aller Augen" in dem Wohngebiet gefangen gehalten wurden. Keiner könne heute sagen, davon nichts gewusst zu haben. [...] Nur sechs Baracken sind zugänglich, die anderen im Privatbesitz. Der Bund wollte nach der Wende zunächst alles verkaufen. "Kein Ruhmesblatt für eine Stätte von nationaler Bedeutung", so Nachama. [...]


25. August 06

Vergessener Ort der Qualen
Im ehemaligen Barackenlager Schöneweide eröffnet die Stiftung Topographie des Terrors das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit. Neben Ausstellungen soll ein europaweit einmaliges Forschungsprojekt über NS-Arbeitslager entstehen
NINA APIN

[...] Die Stiftung Topographie des Terrors will dort keine Gedenkstätte, sondern einen "lebendigen Ausstellungs-, Forschungs- und Lernort" etablieren, wie Topographie-Direktor Andreas Nachama bei der Schlüsselübergabe sagte. Das Zentrum will nicht nur die weitgehend ungeklärte Herkunft der italienischen Lagerinsassen von Schöneweide erforschen, sondern in wechselnden Ausstellungen zeigen, wie andere europäische Länder mit der Erinnerung an Zwangsarbeit umgehen. Der versteckt gelegene Ort in Schöneweide könnte so zu einem europaweit einmaligen Forschungsprojekt über eines der am längsten verdrängten Kapitel der Nazi-Herrschaft werden. Der Senat hat 360.000 Euro im Jahr für das Zentrum bewilligt; 1,4 Millionen Euro für die ersten Umbauten, etwa das Einbauen einer Zentralheizung, kommen zusätzlich von der EU. [...]


27. Juli 2006

Holocaust Forschung in Berlin
dpa

In Berlin wird ein Holocaust-Forschungsinstitut eingerichtet. Der Lander Institut für Kommunikation über den Holocaust und Toleranz soll am 12. September seine Arbeit aufnehmen. Es wird sich auf dem Gelände des Touro College Berlin ansiedeln, Deutschlands erster amerikanisch-jüdischer Privatuniversität. Gründungsdirektor des Holocaust Instituts ist Andreas Nachama, Geschäftsführender Direktor der Stiftung Topographie des Terrors. Das neue Institut strebt nach eigener Aussage vor allem eine "neue und Zeitgemäße Kommunikation des Themas Holocaust und Toleranz in der deutschen Öffentlichkeit" an. Es wolle "alternative Formen des Erinnerns möglich machen, die oft als verordnet empfundene aktuelle Trauer- und Erinnerungsarbeit ersetzt. Dabei soll auch auf israelische und US-amerikanische Erfahrungen bei der Vermittlung des Holocaust präsentiert und vergleichende Studien unternommen werden. Das Institut werde zunächst Einzelveranstaltungen anbieten. In einem weiteren Schritt sei auch ein Studiengang zum Thema Holocaust geplant.


24. Juni 2006

[...] Religionsspiele. Zum avitallscup treffen sich am Sonntag Fußballmannschaften mit Spielern unterschiedlicher Religionen, darunter sind Rabbiner Andreas Nachama, PDS-Frau Petra Pau und Sängerin Ulla Meinecke. Christian Ströbele ist Schiedsrichter. Das Turnier beginnt um 14 Uhr im Kreuzberger Stadion Ritter-/Ecke Lobeckstraße. [...]

Photo: M. Goers

10. Juni 2006

 

Geschichtskurs im Lager für Zwangsarbeiter
Erster Teil der Gedenkstätte wird derzeit hergerichtet
Karin Schmidl

NIEDERSCHÖNEWEIDE. Das ehemalige NS-Zwangsarbeiterlager an der Britzer Straße 1-5 soll zu einem Ort des Erinnerns und Lernens werden. "Wir wollen die Baracken so umbauen, dass sie von Historikern, aber auch von Schüler- und Jugendgruppen genutzt werden können", teilte der Geschäftsführer der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, mit. Am 24. August werden die ersten beiden Baracken der Öffentlichkeit übergeben. Dort entstehen derzeit Räume für Ausstellungen und Seminare sowie eine Bibliothek und ein Archiv. Später wird die Gedenkstätte aus sechs Baracken bestehen. [...]



avitallscup
Vier Mannschaften glauben auch an Fußball

Am 25. Juni 2006 findet im Stadion Ritter- /Lobeckstraße in Kreuzberg der avitallscup statt. Um 14.00 Uhr versammeln sich die Mannschaften auf dem Rasen, um mit Spaß und guter Laune den 2. Interkonfessionellen Cup für sich zu gewinnen. [...] Dieses Jahr werden die Spieler durch eine christliche und eine atheistische Mannschaft unterstützt. Die muslimischen Spieler der ts Allstars unter Petra Pau werden gegen die J-Unit, der jüdischen Mannschaft unter Rabbiner Andreas Nachama spielen. Ebenso werden die atheistischen Trojan Helmets unter Ulla Meinecke gegen die christlichen Spieler von Crossfire unter Hanan Bracksmajer spielen. Die Gewinner spielen dann gegeneinander um den Cup. Christian Ströbele wird, wie im letzten Jahr auch, als Schiedsrichter über das Spiel wachen. [...]
 

8.05.06

Drei Konfessionen holen sich den Kick
In Berlin spielten Imame, Pfarrer und Juden erstmals gegen- und miteinander Fußball
Michael Müller

Während der nationale Fußballtitel unspektakulär erneut an Bayern München ging, gab es am Wochenende im Amateurbereich eine echte Innovation: Erstmalig kickten in Berlin Imame gegen Pfarrer, und das Schiedsrichterkollektiv war jüdisch. [...] Und Samuel M. Urbanik vom jüdischen Verein Avitall kündigte für den 25. Juni ein »jüdisch-muslimisch-christlich-heidnisches« Turnier an, mit Prominenten wie Meinicke, Pau und Nachama sowie Ströbele als Schiedsrichter. Sollte der Sog der Fußball-WM so etwas auf Dauer möglich machen und vielleicht sogar kultivieren, dann wäre die WM nicht umsonst gewesen.

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