Tagebuch

08.03.2006

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"Topographie des Terrors" Neubau eröffnet Ende 2009

Seit dreizehn Jahren wartet Berlin auf den Neubau des NS-Dokumentationszentrums. Nun liegt ein neuer Entwurf vor. Ab Freitag können die Wettbewerbsentwürfe bestaunt werden.

Berlin - Der Neubau des NS-Dokumentationszentrums "Topographie des Terrors" wird voraussichtlich Ende 2009 eröffnet. Der geschäftsführende Direktor der Stiftung "Topographie des Terrors", Andreas Nachama, sagte am Mittwoch zur Eröffnung der Ausstellung "309 Entwürfe", der Siegerentwurf des zweiten Realisierungswettbewerbs sei ein "überzeugendes Ergebnis". Mit Änderungen nur im Detail könne der Entwurf ab Ende 2007 umgesetzt werden. In der Ausstellung werden von Freitag bis 17. April 2006 die insgesamt 309 für den Wettbewerb eingereichten Entwürfe gezeigt.
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Offene Wunde der Stadt
Bis zur Neueröffnung werde die bisher provisorische Ausstellung auf dem Gelände in der Niederkirchnerstraße, die jährlich von 400.000 Menschen besucht werde, fortgeführt, sagte Nachama. Mit den neuen Möglichkeiten des Gebäudes und der Geländegestaltung wolle man den Eindruck auf die Besucher noch „kräftiger“ machen. Nachama betonte, als „offene Wunde in der Stadt“ werde das Gelände auch in Zukunft noch erkennbar sein, beim Neubau werde nichts weggeschönt. [...]


 08.03.2006

Auf Sand gesetzt
Einer von 309: Der prämierte Architektur-Entwurf zur Topographie stapelt tief
Christina Tilmann

Gefordert war die Quadratur des Kreises. Entstehen soll auf dem ehemaligen PrinzAlbrecht-Gelände ein funktionales, sachliches, neutrales Gebäude, also ein Bau, der nichts behauptet. Und der hinweist auf ein Gelände, das längst nicht mehr ist. Das nur noch aus Schutt- und Sandbergen besteht, die die Berliner Bauverwaltung dort zurückließ, als sie vandalengleich die Versorgungstürme für Peter Zumthors Topographiebau abriss und das Gelände „verwüstete“, wie Topographie-Chef Andreas Nachama es bei der gestrigen Vorstellung der neuen Entwürfe formuliert.
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08.03.2006

Steppenartige Leere der einstigen Täterzentrale
Der Berliner Martin-Gropius-Bau zeigt sämtliche 309 Entwürfe des Architekturwettbewerbs zur Topographie des Terrors
THOMAS MEDICUS

Lange Zeit, gestand kürzlich der Geschäftsführende Direktor der Stiftung Topographie des Terrors in einem Interview, Andreas Nachama, habe ihm das Bauprojekt den Schlaf geraubt. Seit Ende Januar 2006 aber ist alles anders. Beendet wurde an diesem Tag, je nach Zählweise, eine 23, mindestens aber 13 Jahre währende Planungs- und Baugeschichte, die 1993 einem vermeintlich glücklichen Abschluss entgegenzusteuern schien.
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Dass dies dem prämiierten Entwurf gelungen sei, konstatierte gestern Andreas Nachama voller Zufriedenheit. Anlass war die Pressevorbesichtigung einer Ausstellung, die sämtliche 309 Entwürfe zum Realisierungswettbewerb Topographie des Terrors der Öffentlichkeit präsentiert. Die ebenfalls anwesenden Architekten erläuterten ihre Entwürfe, Frau Wilms betonte, ihr nüchterner Glaskubus sei weder Zeichen noch Symbol, sondern Ausdruck eines unprätentiösen Weges.
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08.02.2006

Finally Filling a Vacant Lot Ravaged by Tides of Terror
By Richard Bernstein
Published: February 8, 2006

BERLIN — For decades, even as a renewed Berlin grew up around it, one large lot that might otherwise have been prime territory for development has lain vacant, and not surprisingly.
During the Nazi era, from 1933 to 1945, the site was the headquarters of the Gestapo, perhaps the most dreaded of Hitler's secret police. What to do with the land, where such tides of suffering were put in motion, has long been a matter of uncertainty.
[...] "Here is where we will deal with the perpetrators of those 12 years," said Andreas Nachama, director of the Topography of Terror Foundation, which has responsibility for the project. "It is where we will deal with the question of how in 150 days, from January to June 1933, a democracy was turned into a totalitarian dictatorship that was able in that short time to subordinate all of the institutions of the state to its purpose."
[...] "Outside the museum window was an empty space with a sign, 'You are standing on the grounds of the former torture chamber of the Gestapo,' " Mr. Nachama said. "That in a way was the start of the debate about what to do there."
Several years later, in 1987, an exhibition on the 750th anniversary of Berlin was presented in the museum overlooking the Gestapo site.
"We decided to have a special exhibition focused on that block," Mr. Nachama said, "and it came quickly to be called the Topography of Terror."
That exhibit was housed in a building alongside the museum, and during the five months it was open, Mr. Nachama said, a million visitors walked through. A long wall of placards and photographs on the Nazis' machinery of repression remains from that exhibit, and is visited, he said, by about 400,000 visitors a year.
[...] With the Topography of Terror, Berlin will still have no central place for remembering the Nazis and the Holocaust, and no single controlling institute or foundation, but several overlapping or even competing ones.
But few seem to find that troubling.
"I find that better than bringing all these institutions under one unified organization, because the monolithic view of history was what the Nazis did," Mr. Nachama said. "Here we will see history from different perspectives."


10. Februar 2006

Dresdner Bank erinnert an ihre NS-Schande nun im eigenen Haus
Veranstaltung im Jüdischen Museum wurde nach Protesten abgesagt
Marlies Emmerich und Thomas Rogalla

Nach massiven Protesten vom Zentralrat der Juden in Deutschland verzichtet die Dresdner Bank darauf, ihre Teilnahme an den Nazi-Verbrechen ausgerechnet im Jüdischen Museum zu erörtern. [...]
"Ich bin erleichtert. Es ist für alle Beteiligten besser", sagte auch Andreas Nachama, Geschäftsführer der Topographie des Terrors. Von Anfang an habe er sich die Frage gestellt, warum die einstige SS-Hausbank ihre dunkle Vergangenheit unbedingt im Museum präsentieren wolle, sagte Nachama. "Das gehört in die Niederlassung der Bank", so Nachama. Er verwies auch darauf, dass das Jüdische Museum sich von seiner Konzeption her nicht vorrangig mit der Shoah auseinander setze. Schon deshalb sei dies nicht der geeignete Ort.


9. Februar 2006

i n t e r v i e w Rabbiner Andreas Nachama
Jüdische Allgemeine 9. Februar 2006
„Wir brauchen gemeinsame Werte“

Andreas Nachama über den Ethik-Unterricht an Berliner Schulen
Herr Rabbiner, der Berliner Senat hat in der vergangenen Woche die Einführung des umstrittenen Ethik-Unterrichts beschlossen. Berlin geht mit dem bekenntnisfreien Fach einen bundesweit einmaligen Weg. Ist es der richtige?
NACHAMA: Berlin ist immer einen Sonderweg gegangen. Auch der bisherige Religionsunterricht beruhte auf der Freiwilligkeit der Teilnahme.
Der Ethik-Unterricht soll von der 7. Klasse an verbindlich sein. Das heißt auch für jüdische Schüler, daß die Wahl zwischen Ethik- und Religionsunterricht entfällt.
NACHAMA: Mit Ausnahme der Jüdischen Oberschule hat es meines Wissens in der Berliner Oberstufe schon seit Jahren keinen jüdischen Religionsunterricht mehr gegeben.
Sie sind also für den Ethik-Unterricht?
NACHAMA: In der Zeit, als ich noch Gemeindevorsitzender war, habe ich eher auf seiten der Kirchen protestiert. Wenn man aber sieht, welche eklatanten Wertedefizite in dieser Gesellschaft inzwischen auftreten, dann denke ich schon, daß der Staat in der Verantwortung ist, für alle Berliner Schüler etwas anzubieten. Und ich hoffe, daß das weltanschaulich so neutral sein wird, daß alle Beteiligten damit leben können.
Schulsenator Klaus Böger (SPD) betonte, in Berlin sei es wegen der vielen Kulturen und Weltanschauungen erforderlich, daß Schüler sich in einem gemeinsamen Unterricht mit Werten auseinandersetzten.
NACHAMA: Die Diskussion, die im Augenblick über die Mohammed-Karikaturen geführt wird, zeigt doch, wie dünn die Brücke der Toleranz ist. Und wo verschiedene Kulturen miteinander leben, muß man gemeinsame Werte haben, vollkommen unabhängig von der Frage, woran man selber glaubt.
Die Kirchen sollen sich in die Gestaltung des neuen Fachs einbringen. Sollten auch jüdische Werte berücksichtigt werden?
NACHAMA: Es war bisher auch so, daß eine ganze Reihe von protestantischen Religionslehrern Menschen aus der jüdischen Gemeinde eingeladen hat, um jüdisch-religiöse Werte im Unterricht zu vermitteln. Wir leben nun in einer Zeit, in der Zeitzeugen der Schoa in immer geringerer Zahl zur Verfügung stehen. Aber vielleicht liegt darin auch eine Chance, daß sich die jüdische Gemeinde mit einem neuen Thema – mit der jüdischen Sicht der Werte und der Toleranz – einbringt. Nicht nur da, wo jüdische Schüler sind. Wir bleiben aufgefordert, aufeinander zuzugehen.
Mit dem ehemaligen Berliner Gemeindevorsitzenden sprach Detlef David Kauschke


 08. Feb. 2006

"Hausbank der SS"
Streit wegen Präsentation von Studie über NS-Vergangenheit der Dresdner Bank

Der Zentralrat der Juden in Deutschland lehnt die Präsentation einer Studie über die NS-Vergangenheit der Dresdner Bank im Berliner Jüdischen Museum ab. Das Präsidium des Zentralrates werde nicht an der Veranstaltung am 17. Februar teilnehmen, sagte Zentralratsvize Salomon Korn am Mittwoch in Frankfurt am Main. Korn bemängelte, die Einbeziehung des Jüdischen Museums habe den "Beigeschmack einer kalkulierten Vereinnahmung". Er sprach von einer Anbiederung der Bank an die Juden und von einem "Schmusekurs".[...]
Historiker kritisierten unterdessen, dass die rund 2400 Seiten starke Studie von der Dresdner Bank 1997 selbst in Auftrag gegeben wurde. Der Leiter des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien in Potsdam, Julius Schoeps, stellte die Unabhängigkeit der Forscher in Frage. Der geschäftsführende Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, bemängelte, dass es sich um eine "Auftragsarbeit handelt, die vom Auftraggeber präsentiert wird".[...]


 Februar 2006

"Wir wollen positive Religion!"
Neue Gedenktafel erinnert an die Jüdische Reformsynagoge in Berlin Mitte
Hartmut Bomhoff

[...]
[Rabbiner Dr.] Homolka gab ebenso wie Rabbiner Dr. Andreas Nachama zu bedenken, dass das Programm der Reformgemeinde und ihre liturgischen Neuerungen nicht immer auf die Gegenliebe jüdischer Zeitgenossen stiess. Die Gemeinde erstrebte "die Entwicklung des Judentums und die Ausgestaltung seiner Einrichtungen im Geiste der heutigen Kultur und im Einklang mit den Ergebnissen wissenschaftlicher Erkenntnis" und zeigte damit, so Nachama, vielen eine Alternative zum Abfall vom Judentum auf. [...]
Andreas Nachama erinnerte auch an den beschämenden Umgang mit den verbliebenen Angehörigen der Reformgemeinde: als die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße 1940 von der Wehrmacht requiriert worden war, wurde der Tempel in der Johannisstraße renoviert und zu Pessach 1942 als liberale Synagoge eingeweiht. Der zionistisch orientierte Rabbiner Dr. Max Nussbaum setzte mit seiner Predigt den Schlußstrich unter die Geschichte der Reformgemeinde, in dem er feststellte, dass in dieser feierlichen Stunde die "Umwandlung einer Gotteshauses in eine Synagoge" vollzogen werde. "Wer den Faden der Tradition zerreißt, stellt sich außerhalb des Stroms jüdischen Lebens" hielt er den Reformern, die auf eine bald hundertjährige Tradition zurücksahen, in ihrem eigenen Haus vor. Nachama endete mit der deutschsprachigen Übertragung des "El Male Rachamim", das sein Sohn Alexander dann in der herkömmlichen Weise vortrug. [...]

 

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