Ausstellungen

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Die Tageszeitung 9. April 2003 |
Die Gesichter erzählen
alles. Im Ausstellungsraum des Centrum Judaicum blickt man von einer Art
Empore hinab auf großflächige Fotografien alter Menschen. Der
Fotografin Elke Nord sind Ikonen gelungen von Frauen und Männern,
denen Geschichte die Gesichtszüge gezeichnet hat. In den skeptischen,
wachen, nur selten lachenden Augen sind die Leiden zu erahnen, die sie
gesehen haben. Es sind die Augen von Überlebenden. [...]
Da ist die ergreifende Geschichte Ernst
Cramers, der 1913 geboren wurde. Nach der Pogromnacht von 1938 kam er
in das Konzentrationslager Buchenwald, konnte auswandern in die USA und
kehre als amerikanischer Soldat 1945 nach Deutschland zurück: "Ich
bin wahrscheinlich der Einzige - ich habe jedenfalls niemanden sonst gefunden
-, der sowohl Gefangener in Buchenwald als auch später ,Befreier'
gewesen ist", erzählt er. Nach dem Krieg wurde Cramer Bürochef
des Verlegers Axel Springer. Er hat sein Leid und sein Erleben intellektuell
zu verarbeiten versucht: "Der liebe Gott war immer bei mir. Das heißt,
nicht immer, sonst hätte er meine Eltern nicht . Aber nicht Gott
hat meine Eltern umgebracht, sondern Menschen. Das darf man nie vergessen.
Man wird so oft gefragt: Wo war Gott? Ich frage immer: ,Wo waren die Menschen?'"
Meist bodenlos traurige, aber auch absurde, tragikomische Geschichten
erzählen die Überlebenden aus der Zeit der Verfolgung.
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Neues
Deutschland 8. April 2003 |
{....] Wie unterschiedlich
sich die jüdischen Lebenswege in Berlin gestalteten zeigen auch die
Geschichte der Fotografin Eva Kemlein, die zwar ihre jüdische Herkunft
nie verleugnete, aber stets weniger für die Religion als für
den Sozialismus glühte und trotz ihres hohen Alters noch aktiv ist,
und jene der 1914 geborenen Herta Wolff, die nach ihrer Odyssee über
Schanghai und Israel wieder in Berlin landete, als Verkäuferin arbeitete
und von heute zurückblickend für sich bitter feststellt: Wir
sind den anderen ein Dorn im Auge.
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