Aktuelles zur Topographie des Terrors


Züricher Oberländer 27. Mai 2004
«Zu grosse finanzielle Risiken»
Zumthor darf das geplante NS-Dokumentationszentrum in Berlin doch nicht bauen[...] Nachama kritisierte den elf Jahre alten Zumthor-Entwurf als «ein grosses Stück Selbstverliebtheit des Architekten», weil der Bau «in seiner Massivität und damals schon erkennbaren mangelnden Funktionalität bis hin zu einer Besucherfeindlichkeit» schwere Fehler habe, sagte Nachama am Mittwoch der DPA.
Die Stiftung habe seinerzeit gegen den Entwurf gestimmt, sei aber schliesslich «über den Tisch gezogen worden, vielleicht haben wir uns auch ziehen lassen».
Lieber «undekorierten Schuppen»
Die Stiftung habe lieber einen «undekorierten Schuppen» als eine dezentrale Pavillonanlage auf dem Gelände der früheren Gestapo- und SS-Zentralen haben wollen. «Das Gelände soll sprechen, nicht die Architektur.» Das müsse in der neuen Ausschreibung präziser berücksichtigt werden.
Nachama kritisierte auch die Kostenexplosion bei dem Projekt. Ein normaler Bürobau koste etwa 1000 Euro pro Kubikmeter. Beim Berliner Verkehrsmuseum seien es 3800 Euro und beim Jüdischen Museum von Daniel Libeskind seien es etwa 5100 Euro gewesen. «Wir liegen bei über 10 000 Euro.»
Zumthor hatte für das Dokumentationszentrum einen filigranen, 125 Meter langen Bau mit Tausenden von Weissbetonstäben vorgesehen. Auf dem Gelände steht eine provisorische Ausstellung, die jedes Jahr von Zehntausenden Menschen besucht wird.

 

27. Mai 2004
Spitz auf Knopf
Von Karlen Vesper 
[...]Seit Jahren ragen nur steinerne Treppentürme gen Himmel. Der exorbitante Entwurf des Schweizers hat alle finanziellen und technischen Möglichkeiten und Realitäten gesprengt. Und den Geduldsfaden. Empörte Mahnwachen der Bürger, resignierter Rücktritt eines Direktors, harsche Kritik des Internationalen Beirates, PEN-Protestschreiben. »Die Situation steht spitz auf Knopf«, sagte Andreas Nachama, Geschäftsführer der Stiftung, dem ND. Nicht mehr und nicht weniger als eine Ausstellungshalle wünscht man sich an der Stätte der Täter. Es bedarf keiner pompösen Gestaltung und Mittel, um die »Banalität des Bösen« zu sezieren und dokumentieren. Ein Lernort, nicht zum Beschauen, sondern Bedenken, nicht zum Staunen, sondern Stolpern. Aufklärung kann und darf nicht warten auf die Ausgießung eines Geistes. Am St.-Nimmerleinstag
Morgenpost 27. Mai 2004Zumthor will SchadenersatzSchweizer Architekt lässt Regress gegen das Land Berlin prüfen - Opposition: Bauverwaltung mangelhaft[...] Stiftungsdirektor Andreas Nachama wendet den Blick dagegen nach vorn. Mit einem praktischen, nicht zu komplexen Gebäude sei der neue Zeitplan durchaus zu halten. Vielleicht bekomme die Stiftung nun den "undekorierten Schuppen", den sie immer hatte haben wollen.

27. Mai 2004

Welche Architektur braucht der zentrale Ort der Täter?

Nach der Entscheidung, sich von Peter Zumthors Entwurf für die Topographie des Terrors zu trennen, überwiegt Erleichterung

Andreas Nachama, Geschäftsführer der Topographie des Terrors:
Dass der neue Bau kein „Zumthor II“ werden darf, ist auf der Pressekonferenz am Dienstag schon gesagt worden. Die Stiftung Topographie des Terrors hatte sich von Anfang an und schon in der ersten Ausschreibung eher einen „undekorierten Schuppen“ gewünscht, ein Gebäude, das das Gelände für sich sprechen lässt und die nötigen Funktionen – Bibliothek, Ausstellungsräume und ein kleines Institut – unterbringt. Wir wollen keine symbolhafte Architektur, die mit Libeskind und Eisenman konkurriert, sondern im Mittelpunkt soll das Gelände stehen. Das müssen wir in der neuen Ausschreibung wohl noch deutlicher machen. Die Entscheidung, sich nach so vielen Jahren von Peter Zumthor zu trennen, sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Aber das lachende ist etwas größer.


27. Mai 2004
Geteiltes Echo auf Topographie-Ausstieg
Opposition: Bauverwaltung mangelhaft - Stiftungschef Nachama will praktischen Neubau bis 2008
[...] Stiftungsdirektor Andreas Nachama wendet dagegen den Blick nach vorn. Mit einem praktischen, nicht zu komplexen Gebäude sei der neue Zeitplan durchaus zu halten. Vielleicht bekomme die Stiftung nun den "undekorierten Schuppen", den sie immer hatte haben wollen. "Wichtig ist, dass ein Neuentwurf nicht wie bei Zumthor in eine Schokoladen- und in eine Schattenseite zerfällt", mahnte Nachama.  gd/dpa

26. Mai 2004
Von Tag zu Tag

Blitz und Donner
Christina Tilmann über die Kraft des Neuanfangs bei der Topographie

[...] Dass sich nach Zumthors Schlappe noch ein Star-Architekt bereit finden wird, den Bau anzupacken, ist kaum wahrscheinlich. Allein: Das braucht es auch gar nicht. „Die Topographie des Terrors hat gegenüber dem Jüdischen Museum und dem Holocaust-Mahnmal den Vorteil, dass sie mit einem historischen Ort aufwarten kann“, hat Andreas Nachama gesagt. Dieser authenische Ort liegt heute noch so plan und öde da, wie Weltkrieg und Zerstörung ihn hinterließen. Es wird Aufgabe des neuen Architekten sein, ihn auch so zu bewahren
.

 

26. Mai 2004

Zumthor weg vom Fenster
Bund und Land einig: Topographie des Terrors wird nicht nach den Plänen des Architekten Peter Zumthor fertig gestellt. Treppentürme werden abgerissen. Nun wird billigerer Entwurf gesucht
VON PHILIPP GESSLER
Am Ende waren alle noch einmal voll des Lobes: Den Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor für die NS-Gedenkstätte "Topographie des Terrors" hätten alle Beteiligten "sehr bewundert", sagte die Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos). Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) nannte den geplanten Betonstäbebau auf der überwucherten Brache in Kreuzberg ein "genialisches Kunstwerk". Und Andreas Nachama, der geschäftsführende Direktor der Stiftung "Topographie des Terrors" lobte den Entwurf des Stararchitekten aus einem Bündener Alpendorf als "große Architektur", ja "eine Ikone der Architektur des späten 20. Jahrhunderts". [...]

 

26. Mai 2004
Topographie des Terrors: Neubau geplant
dpa
[...] «Wir verabschieden uns von einer Vorstellung, die lange verfolgt wurde», sagte Junge-Reyer. Nun ergebe sich eine neue Chance für den historisch belasteten Ort, an dem einst die Zentralen von Gestapo und SS ihren Sitz hatten. Mit der Diskussion um den Bau drohte nach Einschätzung Flierls auch die Stiftung «Topographie des Terrors» in Verruf zu geraten. In Zukunft solle das Gelände und nicht der Bau im Mittelpunkt stehen. «Wir wollen kein Zumthor zwei», betonte Flierl. «Wir wollen das Gelände sprechen lassen und nicht ein Denkmal bauen», sagte der geschäftsführende Stiftungsdirektor, Andreas Nachama. [...]

 

26. Mai 2004
Neustart bei Topographie des Terrors
Zumthor-Entwurf für Dokumentationszentrum ist wegen Finanzierungsrisiken vom Tisch
[...] Der Geschäftsführer der Stiftung, Andreas Nachama, sieht die Entwicklung "mit einem lachenden und einem weinenden Auge". Aber die Entscheidung biete wenigstens eine Perspektive für die Zukunft. Insofern sei sie ein Silberstreif am Horizont. [...]


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