Aktuelles zur Topographie des Terrors

 


Projektion des Baukörpers auf das Baufragment
Dia-Installation
ZwischenZeiten von Astrid Westermann und Thomas Freiwald, Absolventen der Kunsthochschule Berlin-Weissensee am 30. August 2003

 

31. Januar 2004
Das in Berlin geplante NS-Dokumentationszentrum "Topographie des Terrors" besitzt noch immer keine eigenen vier Wände. Der Museumsbau werde nun aber bis zum Sommer 2007 fertig gestellt werden, gab der Senat der Stadt Anfang der Woche bekannt. Die Stiftung "Topographie des Terrors", welche für die inhaltliche Ausrichtung steht, will jedoch schon ab Mai 2004 eine Teilausstellung präsentieren. Das gab der geschäftsführende Direktor Andreas Nachama bekannt: Die Mitarbeiter der Stiftung sollten nach Jahren der intensiven Arbeit auch einmal die Früchte ihres Schaffens zeigen dürfen, so Nachama. Wichtige Ausschnitte der Ausstellung "Das ,Hausgefängnis' der Gestapo-Zentrale. Terror und Widerstand 1933-1945" sollen dann am Freigelände in der Anhalter Straße ausgestellt werden. Das Dokumentationszentrum hätte ursprünglich bereits Ende 1998 fertig sein sollen. Doch die Arbeiten am Gebäude für das Dokumentationszentrum stehen - nach einer ungeplanten Kostenexplosion sowie diversen Firmeninsolvenzen - seit 1999 still.

 



30.01.2004
"Davon hab` ich nichts gewusst" gilt nicht
Von Julia Rüger
[...] Gemäß der Überschrift der Ausstellung, sind auf den meisten Fotos viele Zuschauer zu sehen, die Augenzeugen des Terrors gegen politische Gegner, der Juden-Diskriminierung während des Novemberpogroms und der Verfolgung und Deportation von Juden geworden sind. "Der viel gehörte Satz ,Davon habe ich nichts gewusst` verliert hier seine Gültigkeit", meint Dr. Andreas Nachama, geschäftsführender Direktor der Stiftung. [...]

[...] Einige Dokumente zeigen Frauen, deren Haare vom örtlichen Frisör geschoren werden, weil ihnen Kontakte zu Zwangsarbeitern nachgesagt wurden. Hunderte sehen zu, ihre Gesichter bringen Zustimmung und Zufriedenheit zum Ausdruck. [...]"Dieser Terror war alltäglich, offensichtlich und spielte sich zum Teil mitten auf der Straße ab", sagt Dr. Nachama. [...] mehr


17. Januar 2004

"Gedenken ohne Hierarchien"
Andreas Nachama hält Erinnerung an alle Nazi-Opfergruppen für wichtig

Während der Bau des Holocaust-Mahnmals zügig vorangeht, stocken die Arbeiten an der Topographie des Terrors. Braucht Berlin gleich zwei neue zentrale Gedenkstätten, um an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu erinnern? Über Fragen der Erinnerungskultur in der Stadt, in der die Verbrechen der Nazis ihren Ausgang nahmen, sprach Morgenpost-Redakteurin Katrin Schoelkopf mit dem geschäftsführenden Direktor der Topographie des Terrors und ehemaligem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Andreas Nachama. [...]

Wäre die Topographie des Terrors nicht der geeignetere, eindringlichere Ort, der Opfer zu gedenken?
Natürlich kann man auch in der Topographie des Terrors der Opfer gedenken, konkret derjenigen, die im Hausgefängnis der Gestapo inhaftiert wurden. Doch hier sind wir eher an einem Lern- und Ausstellungsort, der am originalen Schauplatz, an der Stelle, wo die Schreibtischtäter ihr diabolisches Werk verrichteten, versucht, Fragen nachzugehen, etwa der Frage "Wie war das möglich?" oder "Wie konnte innerhalb weniger Monate aus einer Demokratie ein autoritär-faschistischer Staat werden?". Oder auch "Wer waren die Täter?" Mehr als 300 000 Besucher jährlich zeigen, dass das Bedürfnis nach Antworten vorhanden ist. Die Topographie spricht also eher die Ratio an, während das Mahnmal den emotionalen Zugang des Gedenkens an die ermordeten Juden öffnen soll.

Welche Formen des Erinnerns halten Sie für die eindringlichsten?
Den Stein der Weisen wird man nicht finden. Unterschiedliche Formen des Erinnerns und Gedenkens ermöglichen unterschiedliche Zugänge. Sie gegeneinander aufzuwiegen, macht keinen Sinn. Über das Stadtgebiet verteilte Gedenktafeln an Hauswänden oder Skulpturen am historischen Ort wie an der Rosenstraße, unter dem Bebelplatz oder die 80 Tafeln im Bayerischen Viertel sind sehr überzeugend, aber eben dezentral. Das Mahnmal, die Topographie des Terrors oder das Jüdische Museum wiederum sorgen bei anderen Besuchergruppen dafür, dass es auch zentrale Anlaufpunkte gibt.[...] mehr

 

29. Dezember 2003

Hier standen die Schreibtische der Täter
Stiftung Topographie des Terrors verzeichnet anhaltendes Besucherinteresse
Von Ingrid Feix
[...] es gibt eine neue zeitliche Prognose der Senatoren Strieder und Flierl, wie Dr. Andreas Nachama, Leiter der Stiftung, bei einem ND-Gespräch in den derzeitigen Geschäftsräumen in der Budapester Straße betonte. Danach könnte im Jahr 2007 das Gebäude fertig gestellt sein, wenn im Spätsommer 2004 die Bauarbeiten beginnen.[...] Die »Topographie des Terrors« ist ja, so Dr. Nachama, keine übliche Gedenkstätte, sie ist ein Lernort, der Ort, an dem die Schreibtische der Täter standen, an dem das Hausgefängnis der Gestapo war. Etwa 50 Prozent der Besucher sind fremdsprachig. Aber nicht nur Kronprinz Frederik von Dänemark und Popsängerin Madonna haben sich inzwischen den Ort der Zentralen des staatlich organisierten Terrors angesehen, für viele Schülergruppen aus ganz Deutschland gehört er zum Programm. [...]Den größten Besucheransturm gibt es jedoch regelmäßig in den Ferien und besonders von Einzelbesuchern. Beachtlich sei auch die große Zahl von Berlinern, die individuell, also nicht organisiert kommen. Zu den Veränderungen im Besucherverhalten, sagt Dr. Nachama, gehöre es, dass bei den Besuchern der Ausstellung ein höheres Maß an Problembewusstsein festzustellen ist.
Was waren das für Leute, die solche Verbrechen planten und ausführten, werde da häufig gefragt. Aber auch für die Opfer, die Insassen des Gefängnisses interessiere man sich, wobei sich die Listen der Überlebenden auch wie ein Who's who des Nachkriegsdeutschlands lesen: Fritz Erler, Kurt Schumacher, Erich Honecker. Und es gibt ein regelrechtes Bedürfnis, über das in der Ausstellung Gesehene zu sprechen, weiß der Leiter der Stiftung, der dort häufig bei Wind und Wetter als Gesprächspartner anzutreffen ist. mehr


5.November 2003
Topographie-Rohbau wird neu ausgeschrieben
Bausenator Strieder erwartet jetzt Entgegenkommen vom Schweizer Star-Architekten Zumtho
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Von Sabine Beikler
Geht es um das geplante Dokumentationszentrum Topographie des Terrors, kann Bausenator Peter Strieder (SPD) nicht mehr viel überraschen: "Ich hatte damit gerechnet", sagte er gestern, einen Tag nach der Insolvenz der Braunschweiger Baufirma Heibus, die den Rohbau für das Dokumentationszentrum "Topographie des Terrors" errichten sollte. Doch trotz dieser neuen Schwierigkeit wolle er das Gebäude für die Stiftung "unter allen Umständen" realisieren. Strieder kündigte eine neue Ausschreibung für den Rohbau an. Er hofft außerdem, dass der Schweizer Stararchitekt Peter Zumthor mit weiteren "Vereinfachungen" einverstanden ist.
[...] Stiftungsdirektor Andreas Nachama will eigentlich nur, dass endlich der "Funktionsbau" für die Ausstellung steht. "Wir wollen kein Denkmal für Zumthor, sondern haben den Auftrag, das Gelände zum Sprechen zu bringen."

5. Oktober 2003
Geschichte wird gesucht
Die Zahl der Berlin-Besucher steigt -immer mehr Touristen vor allem wegen der historischen Anziehungskraft der Stadt
Fatina Keilani / Christoph Stollowski
[...] Das beginnt mit der preußischen Vergangenheit, wie die "Interessengemeinschaft Friedhöfe Berlin" bei Führungen zu alten Grabmalen feststellt. "Da kommen Preußen-Fans aus ganz Deutschland." Und das bekommt der Direktor des Gestapo-Dokumentationszentrums Topographie des Terrors", Andreas Nachama, öfter denn je ' zu hören. "Noch Ende der 90er Jahre galten wir eher als Gedenkort", sagt er. Heute kommen viele, "um das, was sie an Geschichte im Hinterkopf haben, irgendwie in dieser Stadt zu verankern." Im Vergleich zu 2002 zählt Nachama in diesem Jahr 20 Prozent mehr Besucher, darunter viele Ausländer. [...]

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