Aktuelles zur Topographie des Terrors

 
24. Juni 2003  

Kein Ende der Spargelzeit
Hans Daniel
[...] Andreas Nachama will an den Fortgang der Bauarbeiten erst glauben, wenn sie begonnen haben. Drei bis vier Jahre seien anzusetzen von dem Beginn der Arbeiten bis zur Vollendung des Baus. »Es wäre schön, wenn wir wüssten, wann mir mit dem Zählen beginnen können«. Da wird er sich noch in Geduld fassen müssen. Gesetzt den Fall, Zumthors abgespecktes Projekt wird vom Senat akzeptiert, wird von den Bauexperten geprüft, und dann muß neu ausgelobt werden. Dann wird sich zeigen, ob sich ein Unternehmen in der Lage sieht, zu dem Preis zu bauen. Bekanntlich war die letzte auf dem Gelände tätige Firma pleite gegangen. Fragezeichen also über Fragezeichen. Der einmal geplante Eröffnungstermin des neuen Hauses zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, Mai 2005 also, ist abgehakt. Kann sein, daß es 2008 klappt.

Der politische Skandal bleibt. Es sei ja auch schmerzlich, so Andreas Nachama verständnisvoll im antifa-Gespräch, einen Ort der Täter »als einen Ort zu schaffen, wo die Strukturen des Faschismus, die Strukturen der Unterdrückung, des Terrors gezeigt werden«. Da könne nicht mit dem Finger auf andere gezeigt werden. »Da ist es natürlich viel einfacher, ein Mahnmal für eine große oder kleine Opfergruppe zu errichten. Dort gedenkt man eben nur der Opfer. Hier muß man auch darüber nachdenken, wie war das eigentlich möglich?« Für ihn bleibt die Topographie die »gesellschaftliche Herausforderung, vor der wir stehen. Wäre sie dies nicht, bräuchten wir diesen Ort nicht.« [...]                           ........mehr

 

 

15. Mai 2003 New York/Berlin  

 

Allison Williams
[...]
"The way people remember the past is changing," Nachama adds. "In the 1960s, the question was: What social structures lead to Nazism? The physical structures that housed Nazism, meanwhile, were not important. But in 1983, people looked around, and asked: What was here 50 years ago?" By 1995, he explains, the two approaches had converged, with people asking: How did that happen? and Why did no one stop it? "People's questions are becoming keener as time passes," Nachama says. He refers to the recent visit of Wladyslaw Bartoszewski, the former Polish foreign minister who was also a member of the Polish resistance. "Someone asked him, 'Do you think the Polish resistance did enough?' and he answered 'Enough? No. What about the people who paid with their lives? We couldn't prevent those deaths.'"It's a quote Nachmana likes to apply to his work as a keeper of the memorial, a work, "that's a bit like remembrance work. It's just a weak consolation. We can't bring those people back to life."                                                                      .................mehr

 

Bei einem Redekationsgespräch in der Aufbauredaktion am Broadway, Januar 2003

(Photo Archiv)

 

 

23. Mai 2003  

 

Inkompetent inkonsequent  
Erfolgreich scheitern: Die Topographie des Terrors

Jens Bisky

Nennenswerte Gegner des Erinnerns an diesem Ort gibt es nicht mehr. Alle unterstützen die Stiftung oder loben sie pflichtschuldig. Und doch ist die Geschichte der "Topographie des Terrors" inzwischen eine Leidensgeschichte geworden, deren Verlauf beschrieben werden kann, deren Ursachen und Mechanismen aber noch immer keiner so recht zu erklären weiß. Im März 1993, vor gut zehn Jahren also, hat der Schweizer Architekt Peter Zumthor den Wettbewerb für ein Dokumentationszentrum an diesem Ort gewonnen. Er entwarf einen langgestreckten Bau mit zwei Obergeschossen, eine Gebäudehülle, "die keine andere Sprache spricht als die ihres Baumaterials, ihrer Konstruktion und ihrer einmaligen Funktion". Auch dieser Entwurf wird nahezu einhellig unterstützt, das der Holzbaukunst nachempfundene Tragwerk aus schmalen Betonstäben und Glaselementen vielfach gepriesen. Nur gebaut wird es nicht. [...]

Der Kultursenator Thomas Flierl und der Senatsbaudirektor Hans Stimmann informierten darüber, dass - zur Überraschung aller - der sonst kompromisslose Zumthor nun zu konstruktiven Vereinfachungen bereit sei. Es geht dabei - zum Zwecke der Kostendisziplin - um Vereinfachungen des Stabwerks im Inneren des Gebäudes und bei den Deckenkonstruktionen sowie um die Reduzierung der Stabzahl und der Knotenverbindungen (von etwa 17000 auf 6000). Dem architektonischen Kunstwerk entstünde dadurch, so wurde versichert, kein Schaden. Bis zur Sommerpause soll die Umplanung abgeschlossen, soll statisch geprüft und noch einmal ausgeschrieben werden. Danach bräuchte es noch drei, vier Jahre bis zur Fertigstellung.
[..]
Die neunziger Jahre waren das Jahrzehnt des Erinnerns in Deutschland. Nun, wo alle dafür sind, droht die Erstarrung im Betriebshaften.                                                           ............
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23. Mai 2003

 

Die Botschaft hör ich wohl.
Wende oder Windei? Die jahrelang skandalös verschleppte Topographie des Terrors in Berlin soll mit einem neuen Bauvorschlag gerettet werden
Von Christina Tilmann
[...] Doch die Einschätzung, dass die Dauerdiskussion über die Realisierung des Zumthor-Baus dem Anliegen der Topographie schon jetzt mehr geschadet habe, als die Vollendung des Baus ihr jemals werde nützen können, wird durch den fertigen Bau hoffentlich widerlegt werden.                                                                     .............mehr

 

23. Mai 2003

 

Weiterbau an Berliner NS-Dokumentationszentrum schon 2004
Einigung mit dem Schweizer Architekten Peter Zumthor gelungen
[...] Strieder äußerte sich erleichtert und zufrieden darüber, dass nun nach langwierigen Gesprächen eine Einigung mit dem Schweizer Architekten Peter Zumthor gelungen sei. Zumthor hatte sich kürzlich bereit erklärt, seinen komplizierten Entwurf zu vereinfachen, um den bereits schon angehobenen Kostenrahmen von rund 38 Millionen Euro halten zu können.[...]                                                                .............mehr

 

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