Aktuelles zur Topographie des Terrors

 


24. Juni 2004
«Aufbruchstimmung» - Topographie des Terrors soll im Herbst neu ausgeschrieben werden - Nachama hält Fertigstellung 2008 für möglich
Berlin (ddp-bln). Einen Monat nach dem endgültigen Stopp des Neubaus für das Berliner Dokumentationszentrum Topographie des Terrors drücken alle Beteiligten aufs Tempo. Bereits im Juli wird sich ein Experten-Symposium mit inhaltlichen Fragen des Projekts beschäftigen. Nach der Sommerpause soll mit dem Abriss der Gebäudeteile auf dem Areal in Kreuzberg begonnen werden. Für Herbst ist die Neuausschreibung geplant.
Der geschäftsführende Direktor der Topographie-Stiftung, Andreas Nachama, spricht von «Aufbruchstimmung». Bund und Land hatten sich nach jahrelangen Verzögerungen im Mai wegen zu hoher finanzieller Risiken von dem anspruchsvollen Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor getrennt. Sie gehe davon aus, dass es noch in diesem Jahr einen Neuanlauf für das Projekt geben werde, sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) am Donnerstag bei einem Ortstermin. Die Entscheidung liege jedoch beim Bund, der als Bauherr für die Ausschreibung verantwortlich sei. Gegenwärtig werde der Abriss der drei Treppentürme vorbereitet, die bereits nach Plänen von Zumthor errichtet wurden. Neben rechtlichen Fragen müsse geklärt werden, wer den Auftrag erhalte, sagte Junge-Reyer. Die Arbeiten könnten nach der Sommerpause beginnen, nachdem der für Finanzen zuständige parlamentarische Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses die notwendigen Mittel freigegeben habe. Außerdem werden nach Angaben der Senatorin die Honoraransprüche Zumthors derzeit geprüft. «Rechtlich einwandfreie Forderungen werden wir erfüllen», betonte die SPD-Politikerin. Sie hoffe auf eine einvernehmliche Lösung mit dem Architekten. Sollte dies nicht gelingen, werde es gerichtliche Auseinandersetzungen geben. «Wir müssen zügig arbeiten, wollen aber trotzdem eine intensive Diskussion um die Zukunft des geschichtsträchtigen Ortes führen», sagte die Senatorin. Notwendig sei «ein Denkort, aber kein Denkmal für einen Architekten».

Das Gelände der einstigen Terrorzentralen des NS-Regimes solle insbesondere der Auseinandersetzung junger Menschen mit diesem Kapitel deutscher Geschichte dienen. Konkrete Vorstellungen erhofft sie sich von einem öffentlichen Symposium am 9. Juli, bei dem rund 20 Historiker und Gedenkstätten-Experten zu Wort kommen und die Diskussion mit der Politik und Vereinen suchen. Nachama zeigte sich «froh, dass der Diskurs endlich vorankommt». Er wünsche sich einen Neubau mit einer dem Gelände dienenden Architektur. Eine «Minimalvariante» müsste ausreichend Platz für ein Besucherzentrum, eine Bibliothek und Seminarräume für Veranstaltungen vorsehen. Die derzeitige provisorische Ausstellung zählte im vergangenen Jahr 350 000 Besucher, von denen 40 bis 50 Prozent aus dem Ausland kamen.

Klar ist dagegen, dass der Neubau nicht teurer als 23 Millionen Euro werden darf. Diese Summe steht zur Verfügung, nachdem bereits 15 Millionen Euro in das Projekt geflossen sind. Die Einhaltung des Kostenrahmens sei «machbar», sagte die Senatorin. Für die Mittel kommen der Bund und das Land je zur Hälfte auf. Auf die Obergrenze von insgesamt 38 Millionen Euro hatten sich beide Seiten bereits vor Jahren verständigt, nachdem sich die Baukosten verdoppelt hatten.
Nicht festlegen wollte sich Junge-Reyer dagegen auf einen Termin der Fertigstellung des Zentrums. Das wäre «fahrlässig», solange noch nicht einmal eine Konzeption vorliege. Die rot-rote Koalition hatte in der vergangenen Woche im Parlament einen Antrag beschlossen, der für die Eröffnung 2008 ins Auge fasst. Das wäre zehn Jahre nach dem ursprünglichen Termin. Nachama hält diesen Zeitpunkt für realistisch, warnt aber zugleich vor «blinder Hast».
(Quellen: alle bei Ortstermin)


22. Juni 2004
Ausstellung zum Volksgerichtshof
Gründung vor 70 Jahren
tr.
Die Stiftung Topographie des Terrors wird ab 12. Juli eine Ausstellung zur Geschichte des Volksgerichtshofs zeigen. Das teilte der Geschäftsführende Direktor der Stiftung, Andreas Nachama, mit. Anlass sei jedoch nicht "die traurige Verharmlosung des Blutrichters Roland Freisler durch den FDP-Abgeordneten Lindner", sagte Nachama. Der Abgeordnete hatte vergangene Woche Empörung ausgelöst, weil er dem PDS-Abgeordneten Marian Krüger die Diktion Freislers unterstellt hatte. Die Ausstellung, die am Bauzaun der Topographie in der Niederkirchnerstraße zu sehen sein wird, soll an die Einrichtung des Hitlerschen Tribunals vor 70 Jahren erinnern. Der Volksgerichtsshof war am 14. Juli 1934 im Preußenhaus eröffnet worden und tagte dort bis 1935. In dem Gebäude sitzt heute das Berliner Abgeordnetenhaus, in dem Lindner seinen Freisler-Vergleich zog. Später zog das Gericht an andere Standorte um. Die Ausstellung soll zum einen an die Terror-Urteile der Nazijustiz erinnern, zum anderen an die mangelhafte Aufarbeitung in der Nachkriegszeit.


8. Juni 2004
Nachama fordert mehr Mitsprache der Stiftung bei Topographie-Neubau

Berlin (ddp-bln).
Der geschäftsführende Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, fordert mehr Mitsprache der Stiftung beim Neubau des Dokumentationszentrums. Die Stiftung solle den Bau mit steuern, damit künftig keine wichtigen Entscheidungen mehr an ihr vorbei getroffen werden könnten, sagte Nachama in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp. In der Vergangenheit seien die Anforderungen der Nutzer nur unzureichend berücksichtigt worden. Das Projekt muss nach der Trennung vom Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor neu ausgeschrieben werden. Die Verantwortung für die Baudurchführung bleibt nach Darstellung Nachamas jedoch wie geplant beim Bund. Über diese Arbeitsteilung gebe es mit den beteiligten Seiten keinen Streit. Es müsse lediglich nach einer entsprechenden rechtlichen Konstruktion gesucht werden. Außerdem wolle die Stiftung ihren Einfluss künftig durch einen sachkundigen Bauexperten geltend machen, der zwischen ihr und den Verwaltungen auf Bundes- und Landesebene vermittelt.
Über das weitere Vorgehen wollen die Experten am 9. Juli bei einem öffentlichen Symposium beraten. Obwohl über die Dokumentationsstätte seit 13 Jahren geredet wird, hält Nachama die Verständigung für «sinnvoll». So müsse im Vorfeld der Neuausschreibung die Frage beantwortet werden, ob es ein oder mehrere Gebäude geben solle. Auch ihr Standort sei zu klären. Nachama äußerte sich zuversichtlich, dass das Projekt jetzt vorankommt. Er sei «zumindest optimistischer als vor einem halben Jahr».


06.06.2004
Topographie des Versagens
Endgültiger Baustopp des NS-Dokumentionszentrums
Norbert Lübbers
[...] Mit der erneuten Ausschreibung stellt sich wieder die Frage, wie dem Ort der Täter gedacht werden darf. Andreas Nachama, Geschäftsführer der Topographie des Terrors, will keine symbolhafte Architektur, die mit dem Jüdischen Museum von Daniel Libeskind und dem Holocaust-Mahnmal von Peter Eisenman konkurriert. "Wir brauchen keine Architektur, sondern die Aura des Ortes", meint Nachama. Er hatte sich bereits vor elf Jahren einen "undekorierten Schuppen" statt des jetzt gestoppten Zumthor-Baus gewünscht.

2. Juni 2004 .
Doch kein Dom
Bau der Topographie des Terrors wird neu ausgeschrieben
Stefan Küßner
»Auch der Bau des Kölner Doms hat 500 Jahre gedauert.« Die gute Laune lässt man sich in der Berliner Bauverwaltung so leicht nicht vermiesen.
[...] Die Entscheidung gegen den Weiterbau und für eine Neuausschreibung nannte Andreas Nachama, geschäftsführender Direktor der Stiftung, deshalb einen »Silberstreif am Horizont«. Ein »Ende mit Schrecken« sei einem »Schrecken ohne Ende« in jedem Fall vorzuziehen. [...] Zu ähnlichen Schlüssen kam man auch bei einer Diskussionsrunde, zu der die Berliner Grünen am Donnerstagabend in den Roten Salon der Volksbühne eingeladen hatten. Weniger Symbolik, mehr Funktionalität und eine angemessene Mitsprache für die Stiftung forderten einhellig alle TeilnehmerInnen. »Es geht um Geschichte, nicht um Architektur«, formulierte stellvertretend Andreas Nachama. [...] Geplant ist, in zwei Jahren mit den Bauarbeiten zu beginnen. Weitere zwei Jahre später soll das Gebäude eingeweiht werden. Mit 15 Jahren läge man dann immerhin noch deutlich hinter der Bauzeit des Kölner Doms zurück.
 

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